Was gestern
eine auf den motorisierten Verkehrsstrom ausgerichtete, gesichtslose
Fläche ohne Bewegungsund Schutzräume für FussgängerInnen war,
präsentiert sich heute als einladender Strassenraum für einen
fussgän-gergerechten Mischverkehr. Die Gemeinde Unterstammheim hat
Verkehrsberuhigung und Ortsbildpflege exem-plarisch unter einen Hut
gebracht.
Der
im Zuge einer Werkleitungssanierung – bei verhältnismässig geringem
Zusatzaufwand – umgestaltete 300 m lange Strassenzug verbindet die
historisch gewachsenen Siedlungen von Unterdorf und Oberdorf. Er führt
attraktiven Häuserzeilen entlang, quert den Dorfplatz und kreuzt im
unteren Teil die Hauptstrasse. Die Umgestaltung sollte auf der
verkehrsorientierten Strasse mehr (Schulweg-)Sicherheit für den
Fussverkehr bringen, den Fahrzeugverkehr bremsen und sich zudem
“harmonisch ins denkmalpflegerisch wertvolle Ortsbild einfügen.”
Über
die gesamte Länge wurde die Fahrbahn durch eine ziemlich stark
gewölbte, aber problemlos überfahrbare gepflästerte Wasserrinne in einen
FussgängerInnenund einen Fahrzeugbereich aufgeteilt. Trotz der optisch
klar trennenden Wirkung der Rinne ist die gesamte Strassenbreite
weiterhin flexibel nutzbar. Breite Fahrzeuge können für Kreuzungsmanöver
Gastrecht auf dem Trottoir beanspruchen. Beim Dorfplatz wurden die vier
einmündenden Strassen aufs Niveau des Fussgängerbereichs angehoben. Die
auffällige Belagsmusterung, leicht ansteigende Asphaltrampen und der
Rechtsvortritt sollen das Geschwindigkeitsniveau so weit senken, dass
der Platz als Mischverkehrsfläche funktionieren kann.
So funktionell wie ästhetisch
Die
Renovation von Strasse und Plätzen zwischen Ober- und Unterdorf vermag
sowohl funktionsmässig als auch durch die ästhetische Einbindung der
Seitenräume zu überzeugen. Mit der Wasserrinne wurde ein innovatives
Element ins Spiel gebracht, das trotz der so herbeigeführten,
tendenziell beschleunigend wirkenden Verkehrstrennung das
Erscheinungsbild klar zu korrigieren vermochte – von der
autoorientierten Strasse zur Mischverkehrsfläche. Im Gegenteil wirkt
sich die Verengung der eigentlichen Fahrbahn positiv aufs Geschwi
digkeitsverhalten und mithin auf die Querbarkeit für die FussgängerInnen
aus. Gelungen ist auch der subtile Übergang der Fahrbahn in den
Kreuzungsbereich. Und schliesslich machte die Strassengestaltung auch
vor der querenden Hauptstrasse nicht Halt; diese wurde ins Gesamtkonzept
eingebettet. Einzuräumen ist, dass es sich dabei um eine Lösung
handelt, die wohl vor allem bei mässigem Verkehrsaufkommen zum Tragen
kommen kann. Mit der Integrierung nutzungsorientierter Elemente
(Brunnenplätze) in die Strassengestaltung wurde der öffentliche
Aussenraum besonders auch für den Langsamverkehr aufgewertet und als
solcher wahrnehmbar gemacht. Die FussgängerInnen haben ein Stück von dem
zurückbekommen, was ihnen im finsteren Mittelalter der Verkehrsplanung
abhanden kam: Aufenthaltsqualität im Verkehrsraum, auf dem Dorfplatz und
den täglichen Fusswegen zum Laden, zur Post, zur Schule. Die Strasse
verbindet wieder, statt zu entzweien.