Der Bahnhof Adliswil ist ein wichtiger Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs im Sihltal. Mit der Errichtung des neuen Bushofs und der Erweiterung der Tiefgarage wird der neu geschaffene Platz zu einem attraktiven Ort für Ankunft, Anfahrt und Umstieg und fungiert somit als ein Aushängeschild für Adliswil.
Fuss- und Veloverkehrskonzept der Stadt Adliswil
Die Mobilitätsansprüche nehmen auch in Adliswil stetig zu. Der öffentliche Raum und die angrenzenden Nutzungen (u.a. infolge der Innenentwicklung) werden vermehrt belastet. Insbesondere im Stadtzentrum stösst der Verkehr zeitweise an seine Belastungsgrenzen. Eine Entlastung des Strassennetzes und eine Verlagerung des Verkehrs auf den Fuss- und Veloverkehr hat positive Nebeneffekte, durch welche die Voraussetzungen für eine bessere Koexistenz der verschiedenen Verkehrsteilnehmer, inkl. der Zufussgehenden, verbessert werden:
Das Konzept zur Stadtentwicklung Adliswil vom 6. Juni 2018 sieht im Handlungsfeld Mobilität als Ziel die Stärkung des Fuss- und Veloverkehrs vor. Gestützt auf einen parlamentarischen Vorstoss hat die Stadt Adliswil ein Fuss- und Veloverkehrskonzept erstellt. Das Konzept dient den städtischen Behörden und der Verwaltung als Arbeitsgrundlage und Entscheidungshilfe. Es ist behördenverbindlich und soll daher von der kommunalen Exekutive bei ihren mobilitätsrelevanten Entscheidungen beachtet werden.
Neuer Bushof und Tiefgarage
Die grosszügige und repräsentative Gestaltung des Bushofplatzes ermöglicht eine angenehme Koexistenz vielfältiger Nutzungsansprüche von Bewegung und Aufenthalt durch Zufussgehende und öffentlichem Verkehr.
Das imposante, neue Busdach ist gleichzeitig ein identitätsstiftendes wie auch ein ordnendes Element. Mit seiner ungewöhnlichen Dachform nimmt es Bezug auf die Topographie des Zimmerbergs und auf die Wasserkraft der Sihl. Es wird zum Wiedererkennungsmerkmal entlang der Bahnstrecke des Sihltals.
Beim Bushof steht der Mensch im Vordergrund. Kurze Fusswege und eine optimale Orientierung, gepaart mit sorgfältig platzierten Bereichen des Aufenthalts, bedingen ein gutes Funktionieren des Platzes. Auch die Querverbindungen sind einfacher und attraktiver gestaltet, um die angrenzenden Quartiere besser zu verknüpfen.
Des Weiteren führt eine kommunale Radwegverbindung vom Bahnhof kommend über den neuen Bushof in die südliche Fahrtrichtung der Florastrasse. Zur Förderung des Veloverkehrs wurden daher dezentral sichere Abstellmöglichkeiten in unterschiedlichen Komfortstufen erstellt (Bike & Ride):
Gestaltungskonzept
Landschaft, Architektur, Licht
Das eigenständige Dach des Bushofs, Baumgruppen und ein einheitlicher Belag prägen den neuen Platzraum. Die noch sichtbare Bretterschalung der Betonoberfläche folgt der Geometrie des Dachs und unterstützt die Faltung bzw. die Wellen. Der einheitliche Belag aus Ortbeton schafft eine markante Grundlage. Das Fugenbild transformiert durch seine wechselnde Ausrichtung die Bewegungsströme und das Leben auf dem Platz. Die Fugen korrespondieren mit der Geometrie der Dachstützen. Ein feiner Besenstrich strukturiert die Oberfläche und macht ihn zum rutschsicheren Belag.
Die neuen Sitzelemente mit Holzauflagen bieten den Wartenden Aufenthaltsqualität. Sie ordnen sich in die Gesamtgestaltung des Platzes ein, reagieren mit Ihrer Positionierung auf die Bewegungsströme und setzen Ruhepunkte.
Die Beleuchtungsstärken und Helligkeiten sind den verschiedenen Funktionsbereichen zugeordnet. Die Zonierungen der Helligkeitsverläufe verhelfen zu klarer Orientierung. Beleuchtungskörper, Licht und Architektur bilden eine Einheit. (neuesten Generation an LED-Leuchten können stufenlos reguliert den verschiedenen Anforderungen der Verkehrsströme angepasst werden.)
Signaletikkonzept
Idee: Sonnenstreif über der Sihl
Die eindrückliche Linienführung des Busdaches wird als
Gestaltungselement in der Tiefgarage aufgenommen. Mit den Säulen, die unterhalb
der gelben Linie – diese wird über die gesamte Wandabwicklung geführt – blau
eingefärbt sind, gibt dies den Eindruck eines Sonnenstreifs über der Sihl.
Typo & Pikto
Die Umgebung des Bushofs und das Parking kommen mit
wenig Schrift aus. Die wichtigsten Infos sollen aber von weitem erkennbar sein.
Eine prägnante Typografie mit Piktogrammen war nötig. Auch hier werden in deren
Gestaltung die Linien des Busdaches fortgeführt: Buchstaben und Piktogramme
setzen sich aus einzelnen, kantigen Linien zusammen.
Farben
Damit sich die Stadt Adliswil klar im Erscheinungsbild
abzeichnet, dienen die Wappenfarben als Grundlage. Gelb soll die Sonne über der
Sihl symbolisieren, Blau steht für deren Wasser oder dem blauen Himmel über der
Felsenegg.
Herausforderungen, Massnahmen & Ziele
Neubau &
Neugestaltung Bushof
Mit gestalterisch anspruchsvoller Überdachung im bahnnahen,
innerstädtischen Bereich, welche durch Einsatz des Digitalen BIM Modells
hocheffizient als Freiform umgesetzt wurde. Der Bau erfolgte direkt vom
Digitalen Modell ohne Verwendung von Plänen.
Strassenraumgestaltung
Neugestaltung der bestehenden Zu- und Wegfahrten der beiden Florastrassen
‹Nord› und ‹Süd›, unter Berücksichtigung und Betrieb sämtlicher
Verkehrsteilnehmer sowie der vielen komplexen Rahmenbedingungen (u.a.
Grundeigentumsverhältnisse, Retailer-Anlieferungen usw.) Der Bereich des
Bushofs wurde vom MIV befreit.
Erweiterung & Neubau Parking
Mit dem neuen Parking unterhalb des Bushofs wurden 90 zusätzliche Abstellplätze geschaffen. Der Raum unter Boden ist in Zukunft nachhaltig umnutzbar dank entsprechender Raumhöhe zum Beispiel für Doppelstock-Veloparkierung.
Nachhaltige
Sanierung & Aufwertung der bestehenden Rampe & Tiefgarage
Betonsanierung mit kathodischem Korrosionsschutz (KKS), womit die
Lebensdauer des Betons großflächig ohne ressourcenintensiven Materialersatz
nachhaltig deutlich verlängert wurde.
Betonplatte im
Bushofperimeter
Plattenkonstruktion mit gestalterisch geprägtem schrägem Fugenbild und
behindertengerechten Haltekanten gemäss BehiG-Vorgaben.
Mehrere Anschlüsse an Bestand Hochbauten & Personenunterführung
Neue Personenunterführung für direkten Anschluss aus neuem Parking an das Mittelperron der S-Bahn S4 und den neuen Bushof Adliswil. (Ausführung Unterführung noch offen)
Aufwändige
Strassen- & Tiefbauarbeiten
Unter anderem beinhaltete das Projekt diverse Umlegungen von Werkleitungen
wie z.B. die Hauptversorgungswasserleitung der Stadt Zürich sowie die
provisorische Abstützung Swisscom Haupttrasse und Mittelspannungsleitungen.
Realisierung
unter Aufrechterhaltung Verkehr
In innerstädtischer Zone und direkt an den Gleisanlagen der S-Bahn S4
(SZU).
BIM & Modellbasierte Zusammenarbeit
Es gab eine integrierte Zusammenarbeit des gesamten Projektteams in einem virtuellen Raum bzw. mit BIM. Das gesamtheitliche digitale Modell wurde 1:1 in die Wirklichkeit umgesetzt – also grösstenteils ohne Pläne. Aufgrund der anspruchsvollen Geometrie wurde auch die Schalung (mit Hilfe von CNC Frästechnik), sowie die Vermessung der Schalung mit Bewehrungsverlegung und auch die dreidimensionale Kanalisations- und Werkleitungsplanung – wie beim gesamten Objekt – direkt vom BIM Modell erstellt.
Bauherr: Stadt Adliswil Werkbetriebe / MIGROS-Pensionskasse / MIGROS
Busbetreiber: SZU / VBZ
Generalplaner: B3 Brühwiler AG, Gossau SG
Planung, Strassenbau, Entwässerung, Werkleitungen, Verkehrsplanung, Bauingenieurwesen, Baumanagement, Bauleitung
Landschaftsarchitektur: Mettler Landschaftsarchitektur AG, Gossau SG
Architektur: amplatz – Architekten & Planer AG, St. Gallen
Bauherrenbegleitung: Planar AG, Zürich
Verkehrsplanung: Enz & Partner GmbH, Zürich
Lichtplanung: Conceptlicht at, Innsbruck
Elektroplanung: Kohler AG, Wil SG
HLKKS – Planung: Kempter + Partner A, St. Gallen
Signaletik: Feinform Grafik, Zürich
Geologie: Dr. Heinrich Jäckli AG, Zürich
Bauunternehmer: Marti AG, Zürich
Zeitplan
Juni 2016 Planungsstart Generalplanerteam
23. September 2018 Volksabstimmung: 75% Ja Stimmen
9. Juli 2019 Vergabe Baumeisterarbeiten
14. Oktober 2019 Baubeginn
11. Dezember 2021 Inbetriebnahme Bushof und neue Tiefgarage
April 2022 Beendigung Abschlussarbeiten
Kostenrahmen
Gesamtprojekt Baukosten inkl. Honorare rund 18 Mio.
Ca. 5 Mio. Bushof, Platz- Strassenbau, Velostation
Ca. 13 Mio. Bahnhofparking inkl. Zugänge Personenunterführung und Werkleitungen (Personenunterführung zur Bahn ist noch nicht vollständig ausgeführt)