Mollis wurde 1975 für die Ortsbildgestaltung
vom Europarat ausgezeichnet. Der damals gegründete Verein Pro Mollis
setzt sich seither für die Erhaltung und Gestaltung der öffentlichen
Räume ein. Auch mit Jahr 2011 attestiert der Beauftragte für die
Inventarisierung der Glaner Kulturdenkmäler der Gemeinde eine hohe
Qualität des dichten Erschliessungsnetzes und die grosse Zahl
qualitätsvoller Brunnen.
Mollis liegt am Fusse des Kerenzerberqs. Die Gemeindeform hat eine
Neu-Struktur erfahren, das Dorf in seiner Schönheit und
Wohnattraktivitat, ist geblieben. Der Beauftragte für die
Inventarisierung der glarner Kunstdenkmaler beschreibt Mollis im Jahre
2011 unter anderem wie folgt: "Keine andere Glarner Siedlung verfügt
über eine derartige Dichte und Breite der architektonischen Formen und
räumlichen Strukturen. Die geringe Zahl störender Neubauten fallt
positiv ins Gewicht, konzentrieren sich die Neubauquartiere doch am
Berghang und im Talgrund, wo sie an gewissen Stellen das äussere
Ortsbild beeinträchtigen. Die besondere Erschliessungsstruktur mit dem
dichten Wegnetz verdient ebenso Beachtung wie die grosse Zahl teilweise
qualitätsvoller Dorfbrunnen. Das Molliser Ortsbild bildet damit den
Kontrapunkt zum Rastersystem des nach dem Brand 1861 einheitlich
wiederaufgebauten Hauptortes Glarus."
Die Ortsbildstiftung „Pro
Mollis“ wurde durch den Glamer Heimatschutz gegründet. Fridolin
Beglinger, Landschaftsarchitekt BSLA SWB, Präsident des Glarner
Heimatschutzes seit 1996, stand und steht der Ortsbildstiftung
organisatorisch und als Bauberater zusammen mit dem Stiftungsrat, seit
Anbeginn vor. Die Stiftung hat zum Zweck, das gute Alte zu erhalten und
das Neue gut zu gestalten. Sowohl im Heimatschutz, als auch in der
Ortsbildstiftung, ist seit Jahrzehnten anerkannt, dass der Freiraum eine
grosse Bedeutung hat für die Wohn- und Lebensqualität der Menschen.
Wege und Plätze eine bedeutende Stellung ein Diese „Verkehrsträger“ sind
unbestrittener Teil der Gestaltungsaufgabe.
Projektorganisation / Beteiligte
Konzept / Dokumentation: Stiftung «Pro Mollis» in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat
Trägerschaft: Taleraktion des Schweizer Heimatschutzes und Pro Natura
Projekt Jahreszeitenweg: Beglinger Grünplanung AG
Realisierung: Bauamt der Gemeinde Mollis
Zeitraum
Verkehrskonzept 1993
Jahreszeitenweg 1999 bis 2001
Gestaltung des Strassenraumes 2003-2005:
Finanzierung
Gemeinde: CHF 100‘000.-
Verschiedene Organisationen / Stiftungen: CHF 295‘000.-
Total Jahreszeitenweg: CHF 395‘000.-
Bewertung der Jury
Modellhaft und
mit viel persönlichem Engagement erfolgte in Mollis eine langjährige,
sorgfältige Planung der Gesamtheit der öffentlichen Räume. Mit scheinbar
kleinen Eingriffen wurde viel für eine orts- und bewohnergerechte
Gestaltung erreicht und umgesetzt. Erwähnt sei hier der Umgang mit dem
achteckigen Brunnen des bekannten Glarner Architekten Hans Leuzinger,
der gedreht mit neuer Selbstverständlichkeit in der Achse der Hauptgasse
steht. Oder die originellen, halbkreisförmigen Pflästerungen auf der
Hauptgasse dort, wo Seitenwege auf den Strassenraum treffen. Das ganze
Dorfbild ist geprägt von dieser Art unscheinbarer, aber angenehmer und
fussgängerfreundlicher Eingriffe.
Speziell würdigt die Fachjury den
Jahreszeitenweg, ein schmaler Fussweg durch Felder und entlang Gärten,
hinter der Hauszeile der Hauptgasse. Der Weg reaktiviert einen
historischen Weg. In vielen Gemeinden der Schweiz findet sich diese Art
«hintere Erschliessung», die dann wegen einer autogerechten
Erschliessung vernachlässigt wurde und vielfach verloren ging oder
unterbrochen wurde. Im Falle von Mollis konnte solch ein
«Hintendurchweg» reaktiviert und ihm zusätzliche neue Funktionen – vor
allem als Schulweg, aber auch als Erholungsweg – gegeben werden. In
diesem Sinne ist das Projekt «Jahreszeitenweg Mollis» ein Signal und
eine Aufforderung solche räumlich vorhandenen, aber unterbrochenen und
vergessenen Fussgwegverbindungen wieder zu entdecken und zu aktivieren.