Die Ansprüche an die Gestaltung und Nutzung städtischer
Strassen sind in einem starken Wandel. Besonders in dicht besiedelten
Quartieren steigt das Bedürfnis nach mehr Räumen für Aufenthalt und Begegnung.
Mit dem Projekt «Brings uf d’Strass!» gestaltete das Tiefbauamt der Stadt
Zürich im Sommer 2021 bis 2023 Quartierstrassen temporär zu vielseitig
nutzbaren Freiräumen um. Ziel des Pilotprojekts ist es, während der warmen Monate
zusätzliche Freiräume zu schaffen und einzelne Strassenabschnitte der
Quartierbevölkerung für unterschiedliche Nutzungen zur Verfügung zu stellen. Damit
soll auch sicht- und erlebbar gemacht werden, welche positiven Wirkungen durch Umwidmung
des Strassenraumes sowie Verkehrsreduktionen in den Quartieren erzielt werden
können. Zudem ist das Projekt ein wichtiges Kommunikationsprojekt, um den
Diskurs zur Nutzung des Stadtraumes anzustossen sowie Ängste vor Veränderungen
abzubauen. Aufgrund diverser thematischer Schnittstellen zu anderen städtischen
Abteilungen wird in einem departementsübergreifenden Projektteam
zusammengearbeitet.
2021
Im Sommer 2021 wurden für 5 Wochen für die
Fritschistrasse sowie für Abschnitte der Rotwandstrasse, der
Zähringer-/Häringstrasse, der Konradstrasse und der Ankerstrasse temporäre
Verkehrsvorschriften erlassen. Zu 2 Standorten gingen Einsprachen ein, worauf beschlossen wurde, auf
die Durchführung des Projekts an diesen beiden Strassen zu verzichten.
An der Fritschistrasse, der Rotwandstrasse, Abschnitt Zeughaus- bis Lutherstrasse, und der Konradstrasse, Abschnitt Radgasse bis Klingenstrasse, wurden die temporären Verkehrsvorschriften rechtskräftig. (12. Juli bis 27. August 2021) für den Durchgangsverkehr gesperrt, mit Ausnahme von Zubringerdiensten, Güterumschlag und Blaulichtorganisationen. Die öffentlichen Parkplätze wurden temporär aufgehoben und umgestaltet.
Parallel zur Planung der konkreten Gestaltung der Strassen wurde eine Online-Umfrage bei den Quartierbewohner*innen durchgeführt, um herauszufinden, welche Aktivitäten sie gerne ausüben würden.
Die Fritschistrasse : «gemeinschaftlichen Vorgarten» mit Sitz- und Liegemöbeln sowie Blumenkisten umgestaltet. In zwei Gartenhäuschen standen den Anwohnenden etwa Sonnenschirme, Grills und Tische zur Benutzung zur Verfügung.
Die Rotwandstrasse: «nachbarschaftlichen Verweiltribüne» mit Sitz- und Liege-/Bühnenelementen, Pétanque-Bahnen, Schach, Spielkisten und Bepflanzung.
An der Konradstrasse: «lange Spielstrasse» mit Spielkisten, Ping-Pong-Tischen und der Werkstatt «Studio Konrad», an der Interessierte selber Hand anlegen und die Strasse mitgestalten konnten.
2022
Der
Fokus der Durchführung 2022 lag auf dem partizipativen Prozess. Für die
Projektumsetzung wurden drei Standorte geplant. Ausgangspunkt für die
Strassenwahl waren Anliegen aus der Bevölkerung, die an das Tiefbauamt
herangetragen wurden.
An der Entlisbergstrasse fand das Projekt vom 13. August bis 25. September 2022 statt. Im Rahmen verschiedener Mitwirkungsveranstaltungen diskutierten Anwohner*innen rege und brachten Ideen und Bedürfnisse ein. Auch Bedenken und Anregungen wurden aufgenommen. Auf Basis dieser gesammelten Rückmeldungen arbeitete das Tiefbauamt die temporäre Umgestaltung – in Absprache mit einer Kerngruppe von Anwohner*innen – weiter aus.
Auf Wunsch der Anwohner*innen startete Mitte August 2022 für sechs Wochenmit einem kleinen Einweihungsfest «Brings uf d'Strass» an der Entlisbergstrasse. Neben Anlässen wie einer Pflanzaktion oder einem Leseabend standen auf der bunt bemalten Strasse zusätzliche Sitzmöglichkeiten, Spielkisten, Pflanztröge und Hängematten zur Verfügung.
Monitoring und Umfrageergebnisse
Während der temporären Umgestaltung wurden Raumbeobachtungen
sowie Befragungen mit Nutzer*innen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass
besonders die Sitz- und Spielmöglichkeiten sowie die Begrünung geschätzt
wurden. (s. Bericht)
2023 Dialog im Gebiet der
Ankerstrasse
Im Frühjahr 2021 wurde neben vier anderen Standorten auch am
Standort Ankerstrasse, Abschnitt Badener- bis Zweierstrasse, eine temporäre Umgestaltung
ausgeschrieben. Auf diese Ausschreibung ging eine Einsprache mit 54 Unterzeichner*innen
ein, worauf das Tiefbauamt auf die Durchführung an diesem Standort verzichtete.
Ende Mai 2021 erhielt das Tiefbauamt einen Brief mit 123 Unterzeichner*innen,
darunter auch Gewerbetreibenden, die forderten, das Projekt wieder
aufzugreifen.
Aufgrund dieses Briefs und der gewonnenen Erkenntnisse von «Brings uf d'Strass!» 2021 initiierte das Tiefbauamt einen Austausch mit Befürworter*innen sowie Gegner*innen des Projekts und Gewerbetreibenden. Der Dialog sollte klären, ob und unter welchen Bedingungen eine Umsetzung von «Brings uf d'Strass!» im Gebiet Ankerstrasse denkbar wäre Im Rahmen eines Workshops und einer Begehung vor Ort wurden mögliche Mehrwerte für Anwohner*innen besprochen, erste Ideen und Bedenken aufgenommen und Strassenabschnitte gemeinsam geprüft, die sich für eine temporäre Umgestaltung eignen könnten.
Zwei Standorte werden 2023 weiterverfolgt
Nach einer stadtinternen Überprüfung wurden die Cramerstrasse und die Gartenhofstrasse, Abschnitt Gartenhofstrasse 31 bis Zweierstrasse, als Standorte identifiziert, die für «Brings uf d'Strass!» in Betracht gezogen werden können. Im Herbst 2022 haben sich die Mitglieder der Dialoggruppe – erweitert mit Gewerbetreibenden beider Strassen –dafür ausgesprochen, die beiden Standorte für eine Umsetzung weiterzuverfolgen und voranzutreiben.
Gegen die verkehrliche Ausschreibung gingen keine Einsprachen ein. «Brings uf d'Strass!» findet an der Gartenhofstrasse vom 14. Juli bis am 1. Oktober 2023 statt, an der Cramerstrasse vom 21. August bis am 1. Oktober 2023. Diese Durchführungszeiten wurden in Absprache mit den Mitgliedern der Dialoggruppe festgelegt. Die Strassen sind für den Durchgangsverkehr gesperrt, damit die Menschen die temporär umgestalteten Strassen sicher nutzen können. Die Durchfahrt für Rettungsfahrzeuge und Zubringer*innen ist hingegen jederzeit gewährleistet. Das Gestaltungskonzept wird mit den Quartierbewohner*innen erarbeitet.
Nach dem Pilotprojekt
Das Tiefbauamt gewinnt aus dem Pilotprojekt «Brings uf
d'Strass!» für weitere temporäre Aktionen und Projekte sowie für einige seiner
Kernaufgaben wie der Gestaltung des öffentlichen Raums und der Verkehrsräume
Erkenntnisse gewinnen. Deshalb wurden der Erarbeitungsprozess und die Projektumsetzung
dokumentiert und von den Beteiligten sowie den Nutzergruppen Meinungen und
Rückmeldungen gesammelt.
Beteiligten
Anrainer*innen, Quartierbevölkerung, Gewerbetreibende, DAV,
TAZ, BSS,…
Zeitplan (Siehe Projektbeschrieb)
Jeweils 5 Wochen im Sommer
Kostenrahmen
2022 Entlisbergstrasse 50 000
Franken. Trotz eines umfangreicheren Einbezugs der Quartierbevölkerung fielen die
Kosten 2022 tiefer aus, weil Materialien der Durchführung von 2021
wiederverwendet werden konnten.
2021 etwa 350 000 Franken, (120 000 Franken pro Strasse.)
Aktuelle Information: https://www.stadt-zuerich.ch/bringsufdstrass
2021: Video zu Brings uf d'Strass: (längere Version):2022: Video zu Brings uf d'Strass: