Kanton Zürich (ZH) : Fussverkehrspotenzial und Relevanz von Netzabschnitten

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Metron entwickelte im Auftrag des Kantons Zürich eine Methodik, mit der für beliebige Gebiete innerhalb der Schweiz das Fussverkehrspotenzial berechnet werden kann. Das Fussverkehrspotenzial berechnet die geschätzte Anzahl Fusswege, die pro Gebäude zu erwarten sind und legt diese auf das Fusswegnetz um. Damit zeigen sich Abschnitte im Fusswegnetz, die für den Fussverkehr im Alltag von grosser Bedeutung sind.

Eine solche Grundlage dient einerseits als Arbeitsinstrument für Fussverkehrsplanungen (Netzplanungen, Schwachstellenanalysen, Massnahmenentwicklung etc.) sowie für die Modellierung von Entwicklungs-Szenarien oder Netzvarianten. Andererseits macht die Analyse des Fussverkehrspotenzials die Bedürfnisse des Fussverkehrs neben denjenigen der anderen Verkehrsträger besser sichtbar.

Die Methodik besteht aus den beiden Elementen «Fussverkehrspotenzial» und «Relevanz von Netzabschnitten». Unter Fussverkehrspotenzial wird die geschätzte Anzahl Fusswege pro Tag der in einem Gebäude wohnenden oder arbeitenden Personen verstanden. Das heisst pro Gebäude (entspricht Meterkoordinate, für die in STATPOP oder STATENT Einwohner und Beschäftigte vorhanden sind) wird aufgrund der auf dem Fusswegnetz erreichbaren Ziele die Anzahl Fusswege geschätzt.

Grundprinzip der Modulation ist folgendes: Je mehr Ziele (z.B. Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, Sportanlagen oder Haltestellen des öffentlichen Verkehrs) in Fussdistanz erreichbar sind, desto höher ist der Anteil des Fussverkehrs an den Wegen. Je weniger Ziele in Fussdistanz vorhanden sind, desto grösser ist der Anteil der restlichen Verkehrsmittel, d.h. die Personen nutzen den MIV oder das Velo (ÖV-Haltestellen werden als Ziel berücksichtigt). Die Anzahl Ziele, die auf dem Fusswegnetz erreichbar sind, wird nach Distanzband gewichtet für jedes Gebäude berechnet. Ein Detailhandelsgeschäft in 300m Routingdistanz hat zum Beispiel ein stärkeres Gewicht als eines in 1200m.

Die Relevanz von Netzabschnitten streicht diejenigen Abschnitte im Fusswegnetz heraus, die für die Abschöpfung des Fussverkehrspotenzials von grosser Bedeutung sind. Es handelt sich um eine Art Umlegung des Potenzials auf das Fusswegnetz. Abschnitte haben eine hohe Relevanz für den Fussverkehr, wenn der Abschnitt für viele Personen auf dem direktesten Weg zu ihren Zielen begangen wird.

Es wird zwar die Belastung der Abschnitte durch den Fussverkehr berechnet, da es aber die Umlegung des Fussverkehrspotenzials ist und davon ausgegangen wird, dass immer die direkteste Route gewählt wird (und z.B. Umwege des Fussverkehrs wegen unattraktiver Wege nicht berücksichtigt), dürfen diese Belastungen nicht als tatsächliche Fussverkehrsfrequenzen auf den Abschnitten interpretiert werden. Die Belastungswerte zeigen aber die Bedeutung des Abschnitts in Bezug auf das umliegende Fusswegnetz und die vorhandenen Ziele.

Die Ergebnisse der Methodik wurden bereits in diversen Projekten als Grundlage verwendet, unter anderem für den Massnahmenplan Fussverkehr Kanton Zürich für die 4. Generation der Agglomerationsprogramme, und haben sich als wertvolles Analysetool gezeigt.

Die Interpretation der Ergebnisse durch Planungsfachleute ist weiterhin zwingend notwendig. So ist die Umlegung des Potenzials nur so gut, wie die Datengrundlage für das Fusswegnetz ist (swisstopo-TLM-Datensatz). Auch können Rundwege und Fusswege, die vorwiegend zur Erholung zurückgelegt werden (Uferwege, Promenaden, Waldwege etc.) nicht abgebildet werden. Während also für die Abbildung des funktionalen Alltagsfussverkehrs bereits gute Resultate erzielt werden, braucht es in diesen Bereichen eine Weiterentwicklung der Methodik.

Das Fussverkehrspotenzial dient als Grundlage für folgende Fragestellungen:

  • In welchen Gebieten kann von einem hohen Fussverkehrsaufkommen ausgegangen werden?
  • Welche Routen sind für kommunale Richtpläne und Fusswegnetzplanungen relevant?
  • Welche Gebiete einer Gemeinde sollen bei einer etappierten Schwachstellenerhebung im Fussverkehr oder bei der Umsetzung von Massnahmen prioritär behandelt werden?
  • Welche zentralen Räume und Abschnitte im Fusswegnetz sind für den Fussverkehr von besonderer Bedeutung?
  • In welchen Räumen und Fusswegabschnitten muss den Ansprüchen des Fussverkehrs hinsichtlich der Platzverhältnisse und städtebaulichen Qualitäten besondere Beachtung geschenkt werden?
  • Wo liegen wichtige Querungsstellen von trennungswirkenden Elementen (u.a. entlang Hauptstrassen)?
  • Wie verändert sich das Fussverkehrspotenzial eines Entwicklungsgebiets aufgrund von vorgesehenen Nutzungen oder im Zusammenhang mit einer verbesserten ÖV-Erschliessung?

Organisation
Fachstelle Fuss- und Wanderwege des Amts für Verkehr Kanton Zürich


Zeitraum
11.2018-01.2019: Entwicklung Methodik
01.2019-02.2019: Berechnung und Kalibrierung
03.2019-04.2019: Anwendung der Methodik als Grundlage für Massnahmenplan Fussverkehr
05.2019-11.2019: Plausibilisierung anhand von Anwendungsbeispielen
11.2019-03.2020: Erstellen einer neuen Datenebene im kantonalen GIS-Browser (interner Bereich)
01.04.2020 Neues Datenthema im GIS-Browser für die Zürcher Gemeinden und Städte online

Kostenrahmen
75'000.-

Emailkontakt Stefan Walder:  stefan.walder@vd.zh.ch