Tessin: GMT-SI / Kanton TI: Piano mobilità scolastica

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Der Piano de Mobilità scolastica ist eine Ansatz zur Erhöhung der Sicherheit auf dem Schulwegen und zur Verhaltensänderung hin zu einem höheren Anteil an selbständig zu Fuss zurückgelegten Schulwegen. Neben der klassischen Fusswegplanung wurden insbesondere auch innovative Ansätze erarbeitet (Isola felice - ein Rayon innerhalb dessen kein Transport stattfinden soll) und "Elternhaltestellen", welche in einiger Entferung des Schulhauses liegen.

Der „Piano de Mobilità scolastica“ ist ein Instrument zur Erhöhung der Sicherheit auf Schulwegen und zur Bewirkung von Verhaltensänderungen mit dem Ziel, dass mehr Kinder die Schulwege selbständig und gefahrlos zu Fuss zurücklegen. Zusammenfassend dargestellt ist das ganze methodische, organisatorische planerische und mit Fallbeispielen angereicherte Instrumentarium in einem Handbuch.

Entwickelt wurde das Instrument im Rahmen von «Meglio a piedi sul percorso casa-scuola (Meglio a piedi)», ein vom «Gruppo per la Moderazione del Traffico della Svizzera Italiana GMT-SI» koordiniertes Projekt. Begleitet wird das Projekt von Behördenvertretern aus den Bereichen Gesundheit, Transporte/Mobilität und Bildung sowie Vertretern von Elternvereinigungen, Kinderinteressensorganisationen und Organisationen im Bereich der Unfallprävention.

Das Projekt wendet sich an wichtige Akteure im Bereich der Schülermobilität: die Gemeindebehörden, die Schulbehörden (inklusive Lehrkräfte) und die Elternvereinigungen. Es will die Koordination stärken sowie Kinder und Eltern in den Prozess zur Verbesserung der Schulwegmobilität einbinden. Wichtiges Konzeptelement ist die Reduktion von Elterntaxifahrten.
  Im Tessin ist der Schulweg ein tägliches Problem: etwa 50% der Schüler/innen erreicht die Schule im Auto. Je mehr Fahrzeuge sich dem Schulweg entlang bewegen, desto grösser ist die Gefahr für die Kinder. Um diese negative Spirale zu durchbrechen (weniger motorisierter Verkehr verleitet mehr Personen dazu, das Auto stehen zu lassen und zu Fuss zu gehen, was die Sicherheit und Lebensqualität erhöht), hat das Projekt Meglio a Piedi sul percorso casa-scuola (initiiert im Jahr 2004) 2010 ein neuartiges Instrument entwickelt, den «Piano di Mobilità Scolastica».

Entwickelt wurde das Instrument im Rahmen von «Meglio a piedi sul percorso casa-scuola», ein vom «Gruppo per la Moderazione del Traffico della Svizzera Italiana GMT-SI» koordiniertes Projekt. Begleitet wird das Projekt von Behördenvertreter/innen aus den Bereichen Gesundheit, Transporte/Mobilität und Bildung sowie von Vertreter/innen weiterer Organisationen (Elternvereinigungen, Kinderinteressen, Unfallprävention). Das Projekt möchte mit lokalen Schulwegplänen eine moderne Planung fördern. Diese soll der Gesundheitsförderung Rechnung tragen und auch die infrastrukturellen Bedingungen den Bedürfnissen von Kindern anpassen.

Der Piano di Mobilità Scolastica (PMS) wird von einer gemeindeeigenen Arbeitsgruppe ausgearbeitet. In dieser von Expert/innen koordinierten Arbeitsgruppe sind alle in die Schulmobilität involvierten Akteure vertreten: Gemeinderät/innen, Schulleiter/innen, Lehrer/innen, Eltern, BFU-Delegierte, Polizeimitglieder und natürlich auch Kinder. Aufgrund einer detaillierten Analyse der Situation und von Besuchen vor Ort werden sowohl bauliche Massnahmen als auch Kampagnenelemente zur Verkehrserziehung und Sensibilisierung ausgearbeitet. So entsteht ein gemeinsames Projekt für eine partnerschaftliche Planung, welches fähig ist, die durch die Schulmobilität verursachten Probleme anzugehen. Weiter werden die Bedingungen für ein gesamtkommunales Langsamverkehrsnetz aufgezeigt, welches vor allem den schwächsten Verkehrsteilnehmenden zugutekommt. Die wichtigsten Punkte des Piano di Mobilità Scolastica (vorgestellt im Handbuch «Mobilità Scolastica Sostenibile»), sind die Konzepte Isola felice (Im Umkreis von 300 – 500m der Schule ist der motorisierte Verkehr untersagt resp. limitiert), Haltestellen Scendi e Vivi (in angemessener Entfernung von der Schule festgelegte Haltestellen von denen aus die Schule zu Fuss erreicht werden muss), Occhi Vigili (instruierte Erwachsene welche neuralgische Verkehrsübergänge überwachen), Spazio Amico (ein Netz von Gewerbetreibenden, welche mittels eines Ausweises/Klebers ihre Hilfsbereitschaft für Schüler in Schwierigkeiten deklarieren) und gut sichtbare Kleidung für den Schulweg. Seit der Vorstellung des Piani di Mobilità Scolastica im Oktober 2010 sind 26 Gemeinden mit ungefähr 55 Schulen dem Projekt beigetreten. Als Ergebnisse der Schulwegpläne konnte eine Abnahme des Autoverkehrs rund um die Schulen festgestellt werden.

Projektorganisation / Beteiligte
Projektkoordination: GMT-SI.
Begleitgruppe: Dipartimento della Sanità e della Socialità (Servizio di promozione e valutazione sanitaria), Dipartimento del Territorio (Sezione della mobilità e Ufficio della segnaletica stradale e degli impianti pubblicitari), Dipartimento della Cultura e dello Sport (Ufficio delle scuole comunali), Dipartimento delle Istituzioni (Strade più Sicure), Ufficio Prevenzione Infortuni, Conferenza Cantonale Genitori und Pro Juventute.

Zeitraum
2009 - 2010

Finanzierung
Das Projekt ist durch kantonale Beiträge unterstützt, Gemeindeprojekte für den Piano Mobilità Scolastica können aber auch zur Hälfte durch den vom Lotteriefonds zur Verfügung gestellten Kredit von CHF 300'000.- finanziert werden.
Weitere Beiträge: Promozione Salute Svizzera, Centro di servizi per una mobilità innovativa e sostenibile DATEC, Ufficio federale dell’energia Svizzera Energia, Fondo Lotteria intercantonale Swisslos, Fondo per la Sicurezza Stradale, Associazione Traffico e Ambiente.

Bewertung der Jury
Die Fachjury hat beim Projekt «Piano Mobilità Scolastica – Meglio a piedi» der gesamtheitliche Ansatz der kantonsweiten Koordination und der breiten Einbindung von Anspruchsgruppen überzeugt. Es zeigt einerseits Vorgehen und Massnahmen für sichere und angenehme Schulwegverbindungen sowie Vorschläge für publikumswirksame Information und Sensibilisierung auf. Andererseits wurden auch innovative Ansätze wie die Isola Felice (ein Rayon, innerhalb dessen keine Fahrtransporte von Schüler/innen stattfinden sollen) sowie die Elternhaltestellen (Anhaltestellen, welche in einiger Entfernung von den Schulhäusern liegen) erarbeitet. Diese Ansätze stellen konkrete Antworten auf die Problematik der mangelnden Ver-kehrssicherheit im Umfeld von Schulen dar, welche nicht zuletzt durch Elterntaxis verursacht werden. Die «Piani di Mobilità Scolastica» erzielen zudem auch in Bereichen wie Gesundheit und Reduktion der Luftverschmutzung eine präventive Wirkung. Im gleichen Zusammenhang würdigt die Fachjury das ebenfalls für den «Flâneur d’Or 2011» eingegebene Pilotprojekt in der Gemeinde Capriasca. Auf der Basis des Konzeptes «Isola felice» wurde die Planungsarbeit und Sensibilisierung an die Hand genommen. Die breite Abstützung in der Gemeinde, eine detaillierte Analyse sowie ein umfassendes Massnahmenset waren wichtige Bausteine für den Erfolg.