Die erste Bahnlinie der Schweiz, die 1847 von Zürich nach Baden führte, wurde damals durch den hundtert Meter langen Schlossbergtunnel gelegt. Nach der Ueberlastung des Strassennetzes auf beiden Seiten des Tunnels, wurde in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts die Bahn in den Untergrund verlegt, der Tunnel wurde zur Tunnelgarage und die Fussgänger erreichten auf der südlichen Seite in Unterführungen die Altstadt. Die hier vorgestellte Neugestaltung dieser in die Jahre gekommenen Unterführungen zu einem neuen, offenen und hellen Stadtbereich, beinhaltete auch eine zusätzliche unterirdische Busführung. Die Operation am offenen Herzen wurde 2018 erfolgreich abgeschlossen.
Mit 50‘000 Fahrzeugen pro Tag ist der Schulhausplatz Baden eine der am stärksten befahrenen Kreuzungen der Schweiz. Die in die Jahre gekommene Anlage mit defekten Strassenbelägen und einer veralteten Lichtsignalanlage war die Ausgangslage für eine Neuplanung. 2003 fand ein separater Wettbewerb für die Neugestaltung der öffentlichen Räume der Altstadt Baden statt. Anschliessend wurden in Etappen die verschiedenen Teilbereiche neu gestaltet. Erklärtes Ziel war es, den inneren Teil der Altstadt komplett verkehrsfrei zu machen und am Schluss den Busverkehr ebenfalls auszulagern.
Bei der Planung der Sanierung des Schulhausplatzes wurde zu diesem Zweck eine neue Busführung mit Tunnels Richtung Mellingen und Wettingen in die Planung miteinbezogen. Aus diesen diversen, teilweise sehr einengenden Rahmenbedingungen wurde schliesslich das vorliegende Projekt entwickelt und realisiert. Grundsätzlich wurde entschieden, die Verkehrsebene zu belassen und die Fussgängerströme und Velo-beziehungen darunter zu führen. Die Schwierigkeit bestand nun darin, diese Fussgängerunterquerungen nicht in diversen „Unterführungen“ zu planen, sondern als eine einzige, übersichtliche und grosse Halle zu organisieren.
Grösstmögliche Übersichtlichkeit und viel Tageslicht war das Ziel. Von jedem Zugang zu dieser Halle sind die verschiedenen Ausgänge durch Tageslichteinfall ersichtlich. Durch die grüne Glaskeramikverkleidung entstand eine ironischerweise „grüne Lunge“ unter der Verkehrsebene. Dank den kleinformatigen Plättchen konnten die diversen unterschiedlichen Radien der Wände, inklusive den runden Stützen zweckmässig verkleidet werden. Das Muster aus verschiedenen Grüntönen soll die Sprayer abhalten. Die vielen Stützen, welche aus statischen Gründen unregelmässig platziert werden mussten, werden mit einem Triangulationsnetz in eine ablesbare Ordnung gebracht.
Dieses Netz an Bezugslinien zeigt sich im Bodenbelag mit unterschiedlichen Materialien mit Guber – Granit und mit Basaltsteinen ausgeführt, sowie in der Wahl und in der Anordnung der stabförmigen Beleuchtung an der Decke. Alle Zugänge sind Rollstuhl und Fahrradtauglich in Rampenform ausgebildet. So führt z. B. die Weite Gasse via den erweiterten Cordulaplatz, als eine grosse schräge Ebene unmerklich in die Passage.
Die Wahl des Bodenbelages in Guber, gepflästert oder in grossformatigen Platten verlegt, unterstützt diese Kontinuität. Sitzstufen bei den stärker geneigten Stellen bilden eine natürliche Arena als Ort der Begegnung. Natürliche, “echte“ Bäume ergänzen die grüne Lunge und schaffen eine Verbindung zum seit jeher mit Rosskastanien begrünten am oberen Ende der Anlage gelegenen Ländliplatz.
Die grosse Halle wurde nicht zuletzt auch zur sozialen Kontrolle mit Ladenblöcken „möbliert“. Ein grösserer in der Mitte enthält drei Läden und ein kleinerer am Rand enthält einen weiteren Nutzer.
Die infolge des Platzbedarfs für die Busausfahrt zurück geschobene Ländlistützmauer wurde leicht abgedreht und in der Orthogonalität des Ländlischulhauses verortet. Als Referenz zu den Bossenquadern im Sockel des alten Schulhauses, sowie zum mit massiven Blöcken aus Kalkstein gebildeten Sockel des Ländlischulhauses, wurde diese neue Mauer mittels einer Matrize in der Betonschalung als Diamantquadermauer neu interpretiert.
Die neue Busführung, welche die Innenstadt unterirdisch umfährt, tritt hier wieder an die Oberfläche. Eine neue Bushaltestelle mit grosszügiger Überdachung bildet an dieser Stelle den Schlussstein der Sanierung.
Die bestehenden Kunstwerke von Hans Trudel wurden neu platziert. Zusätzlich ergänzt ein „Kunst am Bau“ – Projekt den Cordulaplatz. Der Stack, ein Kautschuk - Stapel von Kilian Rüthemann reagiert ironisch auf den Verkehr als eigentliche Nutzung des Schulhausplatzes.
Organisation
Bauherrschaft:
Kanton Aargau / Stadt Baden
Generalplaner:
Gähler und Partner AG
Bauingenieur:
GPAG und Bänziger + Partner
HLKS-Planung und Elektro:
GPAG
Zeitraum
Planung: 2012 - 2015
Ausführung und Fachbauleitung: 2015-2018
Kostenrahmen
ca. CHF 100 Mio