Die Gemeinde
Croglio (bei Ponte Tresa) besteht aus sieben kleinen historischen
Dorfkernen. In den sechziger Jahren wurde die Hauptstrasse durch Abriss
von Gebäuden zu einem dominanten Korridor, trotz des oft immer noch
sehr niedrigen Verkehrsvolumen. Ein Stall, der aufgrund von lokaler
Opposition stehen blieb, ist heute ein "natürliches"
Verkehrsberuhigungselement. Im Rahmen einer Umgestaltung konnten die
öffentlichen Räume wieder aufgewertet und Tempo30 auf einer
Kantonsstrasse realisiert werden.
Ausgangslage
Die
Gemeinde Croglio (bei Ponte Tresa) besteht aus sieben kleinen
historischen Dorfkernen. In den sechziger Jahren wurde die Hauptstrasse
durch Abriss von Gebäuden zu einem dominanten Strassenkorridor, trotz
des oft immer noch sehr niedrigen Verkehrsvolumen von ca. 1'500 Fz/Tag.
Ein Stall, der aufgrund von lokaler Opposition in einem der sieben
Weiler stehen blieb, entwickelte sich nach dem Umbau zu einem
erfolgreichen kleinen Lokalzentrum. Das Gebäude wird heute nicht mehr
als Verkehrshindernis, sondern als Element der Verkehrsberuhigung
erkannt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Motorfahrzeuge blieb dort
bei circa 25km/h – ohne Signalisation. Das Verständnis für
Verkehrsberuhigungsmassnahmen ist damit gewachsen.
Während der
Pendlerzeiten dienen die Strassen der Gemeinde auch als Schleichwege,
v.a. für Grenzgänger. Geschwindigkeitsmessungen lagen bei 45 - 50km/h
(v85) – zu schnell für die enge Situation und für den fehlenden
Fussgängerschutz.
Vorgehen
Auf
Grund der positiven Erfahrung in Beride erstellte der Gemeinderat 2004
ein Gesamtkonzept für alle Weiler. Gemäss diesem Konzept sollen alle
Ortskerndurchfahrten zu Tempo-30-Zonen umgestaltet werden. Gleichzeitig
soll die räumliche Identität der Orte wieder gestärkt, dem Fussverkehr
und dem Aufenthalt wieder mehr Gewicht verliehen werden. Im Rahmen der
anstehenden Belagserneuerung bot sich schliesslich die Möglichkeit
dieses Konzept umzusetzen.
Umsetzung
Im Jahre 2007 konnte die
Umgestaltung in drei Ortskerne realisiert und die zentralen Bereiche
als Tempo-30-Zonen signalisiert werden – die erste Kantonstrasse im
Kanton Tessin mit einer Zonenlimitierung.
Ein Band, teils
gepflästert, teils nur gemalt, begrenzt die Fahrbahn und bietet einen
minimalen Schutz der Fussgänger in den Randbereichen. Diese Randbereiche
wurden durch weisse Kieselsteine im Belag zusätzlich hervorgehoben. Bei
den Hauseingängen und an exponierten Stellen wird der Fussgängerschutz
zusätzlich durch Pfosten verstärkt. Dennoch wirken diese Massnahmen
nicht als Verkehrstrennung. Nach wie vor ist die Fahrbahnfläche auch
Gehfläche für die Fussgänger. Die Strasse weitet sich an verschiedenen
Stellen zu Plätzen, welche gestalterisch hervorgehoben und durch eine
Baumpflanzung, eine Bank, einen Brunnen oder die Anordnung der
Bushaltestelle auch funktional als Zentrum dienen. Die wegfallenden
Parkplätze werden am Dorfeingang kompensiert.
Organisation
Auftrag: Gemeinde Croglio TI
Konzept,
Projekt und Realisierung: Lorenzo Custer, Studi Associati SA , Lugano
und Paolo Moschini, Lucchini-David-Mariotta SA, Faido
Zeitraum
2004 Gesamtkonzept für alle Weiler
2007 Umsetzung der ersten 3 Weiler Biogno, Purasca und Barico
Finanzierung
Kosten für die bisherigen Aufwertungsmassnahmen CHF 250'000 (ohne Belagsarbeiten)
Bewertung der Jury
In den drei
Weilern Biogno, Barico und Purasca Inferiore wurden mit geringem Aufwand
sehr wirkungsvolle Umgestaltungs- und Aufwertungsmassnahmen
vorgenommen. Die hier realisierten feinfühlig abgestimmten Massnahmen
haben die Jury überzeugt. Sie werden als Vorbild für viele kleinere Orte
insbesondere auch auf schwach frequentierten Kantonsstrassen als
sinnvoll erachtet. Vorbildlich ist auch die Signalisation eines tieferen
Geschwindigkeitsregimes. Zur Stärkung des innerörtlichen Fussverkehrs
wäre aus Sicht der Jury sogar eine Begegnungszone möglich gewesen.