Köniz (BE) - Aufwertung des Ortszentrums dank der Umgestaltung Schwarzenburgstrasse

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Zwischen 2000 und 2004 wurde das Könizer Zentrum umgestaltet. Um den neugeschaffenen Bläuackerplatz entstand vis-à-vis des Coops, auf der anderen Seite der Schwarzenburgstrasse, ein Einkaufszentrum der Migros, daneben das neue Verwaltungszentrum der Gemeinde Köniz. Die Schwarzenburgstrasse – eine Hauptverkehrsachse mit rund 20‘000 Fahrzeugen – wurde in die Platzgestaltung integriert und auf einer Länge von rund 300 Metern als Einkaufsstrasse (mit Tempo 30) aufgewertet. In den Hauptverkehrszeiten wird dem Verkehr eine zweite Achse zur Verfügung gestellt, um den Verkehr im Zentrum zu bewältigen. Seither hat der Verkehr viel von seiner Dominanz verloren.


Ausgangslage
Die Schwarzenburgstrasse in Köniz war vor der Sanierung eine durch den motorisierten Verkehr dominierte Ortsdurchfahrt mit knapp 20'000 Fz./Tag und zahlreichen Ampeln mit langen Wartezeiten, insbesondere auch für die FussgängerInnen. „Wilde“ Querungen waren häufig, selbst durch ältere Personen.

Vorgehen
Zwischen 2000 und 2004 wurde das Könizer Zentrum völlig umgestaltet. Am neu geschaffenen Bläuackerplatz erstellte die Migros ein Einkaufszentrum, die Gemeinde Köniz erweiterte das Verwaltungszentrum. Zentrumsplanung und Strassenraumgestaltung wurden eng verzahnt entwickelt und zur Realisierung gebracht. Neben der Platzgestaltung wurde der 300m lange Abschnitt der Schwarzenburgstrasse als urbane Einkaufsachse aufgewertet. Ein ausgeklügeltes Pförtner- und Dosierungssystem gewährleistet die Abwicklung der Verkehrskapazitäten unter Wahrung der Attraktivität für Fussgänger. Dadurch hat der Verkehr viel von seiner Dominanz verloren.

Umsetzung
Mit der Sanierung der Ortsdurchfahrt auf einer Länge von 700m wurde die Strassenfläche zu Gunsten des Fussverkehrs und des Aufenthalts neu verteilt. Die grosse Nutzungsverdichtung im Zentrum mit neuen Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants führte aber auch zu unerwarteten Frequenzsteigerungen im Fussverkehr, ein Phänomen, das durchaus positiv zu werten ist. Der kaum mehr abbrechende gebündelte Passantenstrom, der die Schwarzenburgstrasse beim Bläuackerplatz querte, führte in Spitzenstunden aber auch zu Staus des motorisierten Verkehrs und damit auch des Linienbusses.


Organisation
Auftraggeber: TBA Kt. Bern / OIK II
Bearbeitungsteam:
Ingenieurbüro: Rothpletz Lienhard & Cie AG, Bern
Verkehrsplanung und Landschaftsarchitektur: Metron Bern AG
Gestaltungskonzept: Jürg Hänggi, Planung + Beratung, Bern
Zugezogene Spezialisten:
Lichtplanung: Wiederkehr & Partner, Spiez
Lichtsignalanlagen: B+S AG, Bern

Zeitraum
1995 Wettbewerb Strasse
1999 Mitwirkung Strasse und Zentrumsplanung
2001-2004 Bau in Etappen Strasse und Zentrumsüberbauungen
2006 Definitive Gestaltung


Finanzierung
Kantonsstrasse CHF 16 Mio.
Gemeindestrassen CHF 8.3 Mio.


Bewertung der Jury
Das Projekt, welches der Kanton und die Gemeinde in einem mustergültigen partizipativen Prozess entwickelt und kommuniziert haben, beruht auf dem Prinzip der Koexistenz bei niedriger Geschwindigkeit. Auf einem 300m langen Abschnitt der Schwarzenburgstrasse gilt – zur Verbesserung des Verkehrsablaufes – Tempo 30. Diese Verkehrsanordnung hat schweizweit Modellcharakter. Ein breiter Mehrzweckstreifen in der Strassenmitte ermöglicht das Queren an jeder beliebigen Stelle auch bei dichtem Verkehr und reduziert damit die Trennwirkung der stark belasteten Strasse. Diese Lösung ist allerdings mit dem Verlust des Fussgängervortritts verknüpft.
Durch die offene Gestaltung des Bläuackerplatzes ist eine neue Ortsmitte von ungeahnter Grosszügigkeit entstanden, deren Wirkung auf der von Fassade zu Fassade durchlaufenden Fläche beruht. Die Kreisfahrbahn wird lediglich durch niedrige Pfosten gegenüber den Gehflächen abgegrenzt. Diese Abgrenzung entspricht nicht den geltenden Regeln und Normen und stellt für Menschen mit Sehbehinderung erhebliche Sicherheits- und Orientierungsprobleme dar. Eine Ausführung mit einem taktil erfassbaren Fahrbahnrand hätte die flächige Wirkung des Platzes nicht beeinträchtigt. Die Jury erwartet, dass diese Anforderung bei künftigen Projekten berücksichtigt wird.
Die Jury würdigte das als Gesamtkonzept überzeugende innovative Projekt.