Monte (Valle di Muggio) ist ein Weiler der Gemeinde Castel San Pietro (Tessin) mit 102 Einwohnerinnen und Einwohnern. Anfang 2020 erteilte die Gemeinde den Auftrag, das Dorf attraktiver zu gestalten, die Lebensqualität und die Zugänglichkeit für die verschiedenen hier lebenden Generationen durch eine Neuinterpretation der öffentlichen Räume zu verbessern.

Die Abwanderung aus den historischen Zentren der Tessiner Täler und die fortschreitende Überalterung der Bevölkerung sind komplexe Herausforderungen, welche die Entwicklung neuer Ansätze erfordern. Die Konzeption der öffentlichen Räume muss Antworten auf diese stetigen Veränderungen geben.

Das Pilotprojekt aus Monte hat zum Ziel, die Anziehungskraft und den inklusiven Charakter des Dorfs für verschiedene Generationen wiederzubeleben – und zwar mittels punktueller architektonischer Eingriffe in die öffentlichen Räume. Sieben Stellen wurden ausgewählt, für die je ein baulicher Eingriff entwickelt wurde. Die grösste Strahlkraft hat vielleicht die zentrale Piazza, die teilweise gepflastert wurde. Die weiteren Stellen für Eingriffe: der Dorfbrunnen, der Friedhof, der Waschplatz, das Gemeindehaus, der Kirchplatz und der Dorfladen, der dem Projekt eine sozialer Dimension verleiht. Ein grosser Tisch wurde vor dem Gemeindehaus platziert und lädt zu Begegnungen ein. Mehrere Sitzbänke entlang der Wege setzen weitere Akzente. Neu montierte Handläufe vereinfachen Betagten die Fortbewegung und verbinden Jung und Alt, dank einer darin integrierten Kugelbahn, die bis zum Fuss der Treppen führt. Die Gemeinde führte umfassende Untersuchungen über die historischen, gesell- schaftlichen und ökologischen Hintergründe des Dorfes durch. Der Dialog mit den Einwohnerinnen und Einwohnern, die ihre Erinnerungen, Anekdoten und Bilder von früher teilten, ermöglichte es, die Orte und Arten der Eingriffe festzulegen.

Auftragnehmer
studioSER

Zeitplan
2020 - Machbarkeitsstudie und Vertiefungsstudie (Gespräche mit Einwohnerinnen und Einwohnern)

Kostenrahmen
CHF 550'000 

Bewertung der Jury
Stellen Sie sich einen schönen Spaziergang durch das enge, spektakuläre Valle di Muggio am Fusse des Monte Generoso vor, der an der Grenze zu Italien mit seinem weissen Kalkgestein über der Ebene der Lombardei thront. Setzen Sie sich nach Ankunft in Monte auf eine Bank und verschnaufen Sie ein wenig. Und lassen Sie die alten Mauersteine des Dorfes Monte für sich sprechen.
Aber sollen die Steine oder die Menschen sprechen? Am besten wohl beide. Allen voran die alteingesessenen Dorfbewohnerinnen und -bewohner, deren Alltag die Nutzung dieser Orte bestimmt: die Murmelspiele, das Glas Wein unter der Pergola ... aber auch die Erfordernisse des fortschreitenden Alters und der Wunsch, einen gewissen Komfort zurückzugewinnen.
Da kommt ein kleiner, alltäglicher und einfacher Komfort gerade richtig: ein Handlauf zum Abstützen, eine Stufe zum Abstellen der Einkaufstaschen, die an einigen Tagen etwas schwerer sind, oder eine einfache Sitzbank, auf der man ein paar Worte mitein- ander wechseln kann. Kleinigkeiten, könnte man meinen, die im Herzen des sich an die Bergflanke schmiegenden mittelalterlichen Dorfes verteilt sind. Sie vermitteln aber insgesamt eine authentische Fülle und gleichzeitig eine attraktive Nüchternheit der öffentlichen Räume. Verlorenes handwerkliches Wissen erhält so plötzlich wieder einen Wert, taucht wie eine alte Erinnerung wieder auf und erhält neues Leben eingehaucht.

Fotos: Sven Högger