Siders: Temporäre partizipative Gestaltung – Sous les platanes, la place

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Der Bahnhofplatz ist ein zentraler Raum der Stadt Siders. Die Platanenalleen, die Topografie, die angrenzenden kommerziell genutzten Erdgeschosse, die strategische Lage – das alles sind verwertbare Stärken. Bisher hat der Platz seine Rolle als Tor zur Stadt nicht erfüllt, besitzt jedoch das Potenzial zu einem öffentlichen Raum zu werden, an den man sich begibt und den man nicht bloss quert oder verlässt. Die Gemeinde will dem Bahnhofsplatz den Status eines freundlichen, lebenswerten Treffpunkts verleihen. Diese Zielsetzung wurde mit einem zweistufigen Vorgehen angegangen: Seit 2020 darf der Platz nur noch vom Bus befahren werden. Letztlich soll er aber zu einer Fussgängerzone werden. Um die Auswirkung dieses Übergangs abschätzen zu können, wurden in drei Szenarien Testumgestaltung ausgearbeitet. Ein partizipativer Prozess mit den lokalen Akteurinnen und Akteuren führte zu einem gemeinsam entwickelten Vorentwurf, der inzwischen umgesetzt worden ist. Der Auftrag umfasste die provisorische Gestaltung der Trottoirs in Erwartung einer zukünftigen Fussgängerzone und die Entwicklung einer Strategie für den Übergang von der temporären zur definitiven Gestaltung. Während des Prozesses gab es eine Reihe von Treffen vor Ort.



Drei Szenarien wurden nacheinander während mehrerer Monate getestet:

1. Gestaltung der Trottoirs in Übereinstimmung mit den Vorgaben der Stadt

2. Punktuelle Gestaltungen des von Autos befreiten Strassenraums

3. Vollständige Umwandlung des Platzes in eine Fussgängerzone

Die Auswertung der parallel durchgeführten Evaluation führte zur Forderung, dass der Platz eine Fussgängerzone bleiben soll. Mit den Vorgaben des dritten getesteten Szenarios war es als eine Art Zwischenetappe nach dem Test problemlos möglich, die Fussgängerzone weiter zu betreiben, ohne eine definitive Neugestaltung abwarten zu müssen. Dank dieser anpassungs- und entwicklungsfähigen Gestaltung kann auch flexibel auf diverse zwischenzeitliche Unwägbarkeiten (provisorische Verkehrsführung und Abstellflächen für die Baustelle des Bahnhofes) reagiert werden.

Projektträgerschaft
Service de l’édilité et de l'urbanisme et Services techniques de la ville de Sierre (parcs & jardins, voirie)

Auftragnehmer
Atelier OLGa

Zeitplan
2020 - 2021: Analyse, Entwicklung eines gemeinsamen Entwurfs inkl. Massnahmen

Mai–September 2021: Test der drei Szenarien und Bilanz

2022: Anpassung der Tests und Erstellung des Plans für das Vorprojekt

2022 - 2023: Baustelle

Budget
Kosten von der Diagnose bis zum Vorprojekt (ohne Material und Arbeit): CHF 116’000.-

Bewertung der Jury
Die Jury würdigt das exemplarische Vorgehen der Gemeinde, mit Tests die zukünftige Gestaltung eines zentralen städtischen Raumes ein Stück weit vorwegzunehmen. Sie begrüsst den partizipativen, temporären und iterativen Prozess. Dieser ist neuartig und mutig, denn nach der Analyse des Ist-Zustandes und dem Festlegen von Zielen wurden drei Varianten unter Realbedingungen getestet. Die Jury ist von der Effizienz und Transparenz des Vorgehens beeindruckt und kann andere Gemeinden nur dazu ermutigen, sich davon inspirieren zu lassen. Was die getesteten Gestaltungsvarianten angeht, ist die Jury davon angetan, dass der Platz direkt am Ausgang des Bahnhofs begrünt und als Aufenthaltsort mit angenehmer, einladender Atmosphäre aufgewertet wurde. Erwähnenswert ist zudem die neue Organisation des Verkehrs, die den Spielraum für die Gestaltung eines grosszügigen öffentlichen Raums und die attraktive fussläufige Anbindung ins Zentrum eröffnet.

Fotos: Florence Zufferey