Bern (BE): Dr Nöi Breitsch - Umgestaltung Breitenrainplatz

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Das Breitenrainquartier ist seit anfangs des 20. Jahrhunderts ein beliebter Wohn- und Arbeitsort. Der urbane Breitenrainplatz mit dem vielseitigen Geschäfts- und Gastroangebot bildet das Herzstück des Quartiers. Die zentrale Achse des Breitenrainquartiers wurde von 2020 bis 2023 mit Gleis- und Werkleitungssanierungen vom Kursaal bis zum Guisanplatz aufgewertet: Der Breitenrainplatz wurde zu einem attraktiven Platz für die Bevölkerung weiterentwickelt, der Viktoriaplatz wurde zu einem Knoten mit Kreisverkehr umgebaut und zusätzliche Aufenthaltsbereiche mit Entsiegelungen geschaffen, und auf der Strecke zwischen Viktoriaplatz und Rodtmattstrasse (Höhe Tellstrasse/ Militärstrasse) wurde Tempo 30, sowie auf der nördlichen Seite Breitenrainplatz eine Begegnungszone eingeführt. Durch die Zunahme des Verkehrs und die auf den Verkehr ausgerichtete Gestaltung wurde die Aufenthaltsqualität immer stärker beeinträchtigt. Zusammen mit den Gleissanierungen von Bernmobil wurde deshalb eine Umgestaltung des Platzes geplant – dies mit dem Ziel, die Sicherheit und Lebensqualität zu verbessern.

Die für den Autoverkehr ausgelegten Verkehrsflächen wurden zugunsten des Fussverkehrs, des Langsamverkehrs und für den ÖV umverteilt. Dadurch konnten grössere verkehrsfreie Flächen und durchgehende Trottoirs geschaffen werden.

Im Breitenrainquartier erfolgten in den letzten Jahren entlang der zentralen Achse vom Kursaal bis vor den Guisanplatz umfangreiche Umgestaltungs- und Sanierungsarbeiten im Rahmen des Gesamtprojekts «Dr nöi Breitsch». Das Projekt war in sieben Teilprojekte aufgeteilt und umfasste Arbeiten an Plätzen, Strassen, Gleisanlagen sowie an Abwasser- und Werkleitungen. Kernstück des Gesamt-projekts war die Umgestaltung des Breitenrainplatzes. Er wurde durch chaussierte Flächen und 30 zusätzliche Baumpflanzungen grüner. Die Verkehrsflächen wurden verkleinert; dafür entstanden Aufenthaltsflächen für die Quartierbevölkerung. Auch der Viktoriaplatz weist dank des Umbaus zum Kreisel und breiteren Trottoirs sowie Aufenthaltsflächen eine wesentlich höhere Qualität auf. 

Gestaltung
Der früher verkehrsdominierte Platz wurde in einen Begegnungsort für die Bevölkerung umgewandelt. Die Verkehrsfläche wurde markant verkleinert; dafür entstanden grössere Gemeinschaftsflächen, die der Quartierbevölkerung als Treffpunkt dienen. So enstand in unmittelbarer Nähe zu Cafés, Restaurants, Bars und Einkaufsgeschäften ein Begegnungsort für unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen. Der Platz soll künftig etwa für einen Wochenmarkt genutzt werden können oder für Veranstaltungen und Restaurationsbetriebe. Indem der Bereich vor der Migros von der Breitenrainstrasse abgekoppelt wurde, entstand ein grosser Raum, der den Fussgängerinnen und Fussgängern zur Verfügung steht. Verschiedene Ausstattungselemente wie Sitzbänke, flexibles Mobiliar und ein Brunnen laden zukünftig zum Verweilen ein. Dank der 30 neuen Baumpflanzungen und zusätzlichen chaussierten, entsiegelten Flächen wird der Platz deutlich grüner, im Sommerhalbjahr entsteht ein natürliches Blätterdach, das einen positiven Beitrag für das Mikroklima auf dem Platz leistet.

Verkehr
Die Verkehrsberuhigung mittels Tempo 30 auf der Strecke zwischen Viktoriaplatz und Rodtmattstrasse bietet mehr Sicherheit für Fuss- und Veloverkehr und Lärmemissionen. An einigen Stellen ermöglichen zusätzliche Zebrastreifen das sichere Überqueren der Strasse, was Kindern, älteren Menschen sowie Personen mit Behinderung zu Gute kommt. Eine grosse Zahl an durchgehenden Trottoirs (Trottoirüberfahrten) ermöglichen ein entspanntes Flanieren entlang der Moser- und Rodtmattstrasse. Auf der nördlichen Seite des Breitenrainplatzes bietet die Begegnungszone mit Tempo 20 das freie Queren der Fahrbahn für Fussgänger*innen. Die Einfahrt aus der Breitenrainstrasse in den -Platz wurde vom motorisierten Verkehr befreit, was zusätzlich Platz für den wöchentlichen Markt und Menschen zu Fuss bringt.

ÖV
Neu wird der Individual- und Busverkehr konsequent im Kreisverkehr um die Tramhaltestelle in der Mitte geführt. Die Bushaltestellen werden in der Stauffacherstrasse konzentriert, wodurch die Umsteigewege verkürzt wurden. Durchgehende Trottoirs um den Platz herum bieten mehr Fläche, Komfort und Sicherheitfür Fussgänger*innen. Die Haltestellen wurden nach den Vorgaben des Eidgenössischen Behindertengleichstellungs-gesetztes konzipiert, so dass ein hindernisfreier Zugang zum öffentlichen Verkehr möglich ist. Auch die bessere Anordnung der Auto- und Veloparkplätze erhöht die Qualität für Menschen zu Fuss. Insgesamt wurden Autoparkplätze reduziert, besser strukturiert und hindernisfrei ausgestaltet. Für das Abstellen von Velos stehen viele neue Veloabstellplätze zur Verfügung, so dass diese weniger wild auf dem Trottoir parkiert werden müssen. Atmosphäre / Klima Neben den verkehrlichen Verbesserung einer grösser dimensionierten, durchgängigen, hindernisfreien Fussweginfrastruktur zeichnet sich das Projekt durch viele neue Grünelemente und Aufenthaltsbereiche mit Entsiegelungen aus. Die Massnahmen am Breitenrainplatz wurden bereits detailliert ausgeführt. Auch beim Viktoriaplatz, dem Übergang zur Optingenstrasse, punktuell an der Moserstrasse, an der Rodtmattstrasse und bei der Einmündung Tellstrasse entstand so klimatische und atmosphärische Qualitäten, die den Gang zu Fuss zum Einkaufen, zur Arbeit und als Spaziergang verbessern und zum Verweilen einladen.

Kunst
Zur Förderung der Partizipation startet ein kollektives Kunstprojekt in Zusammenarbeit mit der Quartierkommission DIALOG Nordquartier, dem Berner Wildpflanzen Märit und der Berner Fachhochschule (Departement Architektur, Bau und Holz, AHB). Bei der spielerischen Veranstaltungsreihe geht es um das Thema Entsiegeln und Begrünen von Kleinstflächen. https://entsiegeln.art/ausblick/ Eine Übersicht zu den einzelnen Teilprojekten inkl. Massnahmen ist auf https://www.drnoeibreitsch.ch/ zu finden.

Projektträherschaft
Tiefbauamt Stadt Bern (Federführung), Verkehrsplanung, Stadtgrün Bern, BERNMOBIL, Energie Wasser Bern, Planergemeinschaft Amélie, Quartierkommission DIALOG Nordquartier.


Zeitplan
1992 Abstimmung Neugestaltung ( nur Sanierung).

2000 Vorstoss  «Piazza Breitenrain»

2004 öffentlichen Mitwirkung

2007 Beschluss des Kredits zur Durchführung des Verfahrens, um «Lösungen für einen vielfältig nutzbaren, urbanen Platz mit möglichst hoher Aufenthaltsqualität zu erhalten». 

2007 anonyme einstufige Projektwettbewerb :Projekt «Amélie»

2015 erhielt das Projekt «Dr nöi Breitsch» in der Gemeindeabstimmung eine hohe Zustimmung (63,05% Ja zu 36,95% Nein) Aufgrund verschiedener Einsprachen verzögerte sich die Realisierung. 

2021 Start Realisierung.

Kostenrahmen
Die Gesamtkosten betragen rund 94 Mio. Franken. Der Kostenanteil der Stadt Bern beträgt rund 56,1 Mio. Franken

Bemerkung: Das Herzstück des Projekts dr nöi Breitsch stellt die Umgestaltung des Breitenrainplatzes dar. Die anderen Teilprojekte ergänzen die geschaffenen Qualitäten für den Fussverkehr vom Viktoriaplatz bis zur Rodtmattstrasse mit deutlichen sicheren und angenehmeren Querungen der ZuFussGehenden durch den Kreisverkehr beim Viktoriaplatz und mehr Platz und Qualität für den Aufenthalt, durchgehenden Trottoirs (Trottoirüberfahrten), reduzierten Tempi für den rollenden Verkehr, hindernisfreien Haltestellen, weniger Autoparkplätzen, mehr Veloabstellplätzen und vielen Bänken.

Fotos: Florian Seifert