Renens hatte wie manch vergleichbare Agglomerationsgemeinde seit den
ausgehenden 1960-Jahren mit viel Verkehr in ihrem Zentrum zu kämpfen.
Die Funktion als Einkaufs- und Begeg-nungsort und als sozialer
Treffpunkt wurde zunehmend beeinträchtigt. Eine erste Modernisierung der
Place du marché zeigte das Potenzial dieses Ortes. Als Anfang der
2000er-Jahre private Entwicklungsprojekte zur Diskussion standen, wurden
die Zeichen der Zeit erkannt, und ein umfassender Planungsprozess für
das ganze Ortszentrum in die Wege geleitet.
Beim Projekt «Coeur de ville» handelt es sich um ein städtebauliches
Vorhaben im Grossmassstab. Es umfasst den Betrieb und die Gestaltung der
öffentlichen Räume sowie das damit verbundene Strassen- und Wegnetz im
Zentrum von Renens. Es wurde mit einem aufwändigen Planungsprozess
schrittweise vorangetrieben; exemplarisch dafür die Durchführung des
Wettbewerbes für die Sanierung und Neugestaltung der Place du marché,
bei dem die Projektvorschläge öffentlich präsentiert und juriert wurden.
Neben Vertretern der politischen Parteien, des Gewerbes, der Jugend-
und der Seniorenvereinigungen wurden im Planungsprozess auch die
Behindertenorganisationen miteinbezogen. Die Gewährleistung der
Zugänglichkeit für Personen mit eingeschränkter Mobilität im Zentrum von
Renens konnte somit berücksichtigt werden; beispielsweise wurde als
Verbindung zwischen der Rue du Midi und Place de la Marche eine
behindertengerechte Rampe gebaut.
Die Place du marché sowie die
Rue Neuve wurden als öffentliche Begegnungsräume neu gestaltet und sind
als Fussgängerzonen signalisiert. Das zubringende Strassennetz beruht
auf dem Koexistenzprinzip zwischen Fussverkehr, Veloverkehr und
motorisierten Individualverkehr und ist als Begegnungszone signalisiert.
Verschiedene kleinere Wegverbindungen und Durchgänge sind dem
Fussverkehr vorbehalten und sorgen für eine angenehme
Netzdurchlässigkeit. Zusätzlich wurden mehrere «Pocket Gardens»
realisiert, die zu einem Ensemble von öffentlich zugänglichen und
nutzbaren Räumen beitragen.
Projektorganisation / Beteiligte
Bauherr: Gemeinde Renens
Projektleitung: Paysagestion SA, Lausanne (inkl. Landschaftsarchitektur)
Architekt des Daches: Localarchitecture, Lausanne
Bauingenieur: RLJ ingénieurs (Platz), BG ingénieurs conseils (Dach)
Beleuchtung: Aebischer & Bovigny
Zeitraum
2006: Wettbewerb – Siegerprojekt «Labour» des Büros «Paysagestion»
2008: Abstimmung über den Richtplan (76% Ja-Anteil)
2009: Baugenehmigungen und Abstimmung über den Baukredit
Februar 2010: Baubeginn
April 2011: Einweihung des Marktplatzes
Finanzierung
Kosten: CHF 6.5 Mio.
Bewertung der Jury
Das Projekt
«Renens Cœur de ville» überzeugte die Jury durch die Qualität der
Gestaltung des öffentlichen Raumes im Ortszentrum, die neu gewonnene
Attraktivität der Verbindungen für den Fussverkehr und den
partizipativen Planungsprozess unter Einbezug der Bedürfnisse der
Bevölkerung. Das Ortszentrum – früher durch Verkehrsachsen zerschnitten –
hat deutlich an Aufenthaltsqualität gewonnen. Der neue Place du marché –
mit seinem Mobiliar gleichzeitig ästhetisch und funktional – verschafft
der Bevölkerung einen Mehrwert. Der ehemals eher trostlose Ort wird
heute entsprechend von der Bevölkerung akzeptiert und benützt. Der
partizipative Planungsprozess, bei dem alle wichtigen Interessengruppen
einbezogen waren, hat diese Akzeptanz sicherlich positiv beeinflusst.
Die angrenzenden, als Fussgängerzonen oder Begegnungszonen gestalteten
Strassen sind zu Fuss deutlich sicherer geworden und laden zum Flanieren
ein. Die «Pocket Gardens» in der Rue Neuve sind eine innovative,
unkonventionelle Lösung, um die Attraktivität des öffentlichen Raumes zu
fördern. Das Projekt – in einem Umfeld, in dem der Verdichtungs- und
Aufwertungsprozess noch nicht abgeschlossen ist – besticht insgesamt
durch seine Konsequenz und Konsistenz. Es trägt substanziell zur
Verbesserung der Bedingungen des Fussverkehrs und zur Erhöhung der
Lebensqualität in dieser Agglomerationsgemeinde bei. Gleichzeitig ist es
auch Ansporn, die städtebauliche Aufwertung, z.B. mit einer baldigen
Neugestaltung der Querung der Avenue du 14-Avril oder mit einer
geplanten Fussgängerbrücke über die Bahngeleise als Verbindung zwischen
Renens und Chavannes, fortzusetzen.