Chur (GR): Begegnen in der City

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Im Zusammenhang mit dem Neubau des Bahnhofplatzes wurde auch das Verkehrskonzept City überarbeitet. Die Einführung einer grossräumigen Begegnungszone wurde als beste Lösung weiterverfolgt. Entgegen dem sonst üblichen Ablauf, dass zuerst der Umbau und nachfolgend die neue Signalisierung eingeführt wird, hat Chur beschlossen, zuerst die Signalisation – unterstützt mit provisorischen Massnahmen – umzusetzen und den Umbau in die längerfristige Planung aufzunehmen. Damit konnte mit Markierungs- und Signalisationsarbeiten im Umfang von CHF 135'000.- eine Begegnungszone mit einer Fläche von 10'000 m2 eingeführt werden.

Nach dem Umbau des Bahnhofplatzes, welcher nun als grosszügiger Platz nur noch dem Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehr gehört, stand auch die Neugestaltung und eine neue Verkehrsorganisation der weiteren Umgebung an. Die Stadt Chur hat dabei einen ungewohnten Projektablauf gewählt. Anstatt zuerst den Umbau vorzunehmen und anschliessend das neue Regime zu signalisieren, wurde der umgekehrte Weg beschritten. Mit provisorischen Massnahmen – vor allem mit dem Einsatz von Farben – wurde eine grossflächige «Begegnungszone City» geschaffen, welche das gesamte Gebiet zwischen Bahnhof und Altstadt umfasst. Dieses Vorgehen ist die mutige Antwort auf eine komplexe Projektgeschichte. Damit konnte für die FussgängerInnen eine rasche Verbesserung erreicht werden. Die Jury hat die grosszügige Vision – wohl eine der grössten Begegnungszonen der Schweiz – und das unkonventionelle Vorgehen positiv gewürdigt. Kritisiert wurden die grünen Markierungselemente am Alexanderplatz: "schreierisch" und nicht den Normen entsprechend. Gemäss Planung werden diese im Jahre 2012 mit dem Umbau verschwinden.
  Vorgehen (Jahr 2006)
In der Folge beauftragte der Stadtrat das Tiefbau- und Vermessungsamt, Verkehrs- und
Gestaltungslösungen mit und ohne Kreisel unter Berücksichtigung unterschiedlicher Verkehrsregime in der Steinbockstrasse im Rahmen eines Studienauftrages zu vergleichen und zu beurteilen. Zu diesem Zweck wurden fünf interdisziplinär arbeitende Teams zur Offertstellung eingeladen. Die eingegangenen Offerten wurden anhand von diversen Selektionskriterien geprüft und bewertet. Aufgrund dieser Beurteilung wurden schliesslich zwei Aufträge vergeben. Im Hinblick auf ein Verkehrskonzept City umfasste das zu bearbeitende Gebiet nicht nur den Alexanderplatz, sondern auch die in den Platz einmündenden Strassen, nämlich die obere und untere Bahnhofstrasse, die obere Alexanderstrasse, die westliche Quaderstrasse und die Steinbockstrasse. Der Schwerpunkt des Studienauftrags bestand in der Erarbeitung und dem Vergleich von drei Verkehrs- und Gestaltungslösungen für den Alexanderplatz, nämlich die Beibehaltung, den teilweisen Umbau oder die Neugestaltung des Kreisverkehrsplatzes. Beide Teams empfahlen die etappenweise Einführung einer grossräumigen Begegnungszone in der City. Eine nur auf den Alexanderplatz beschränkte Begegnungszone wird als nicht zweckmässig erachtet. Begegnungszonen eignen sich besonders für Geschäftsbereiche in Ortszentren mit hohen Fussgängerfrequenzen und wenig Durchgangsverkehr. Der Fussverkehr ist gegenüber den Fahrzeugführenden vortrittsberechtigt, darf diese jedoch nicht unnötig behindern. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 km/h. Das Parkieren ist nur auf gekennzeichneten Stellen erlaubt. Es gilt Rechtsvortritt, sofern nichts anderes signalisiert ist.

Umsetzung und Kosten Provisorium (August 07 – November 07)
Durch die Fertigstellung des Bahnhofplatzes und der Inbetriebnahme des Parkhaus „Bahnhof“ auf Ende Oktober 2007 sowie der Komplexität der Gegebenheiten hat der Stadtrat im August 2007 eine sofortige provisorische Einführung der Begegnungszone City beschlossen. Diese umfasst die untere Bahnhofstrasse inkl. Alexanderplatz, den Bahnhofplatz, die obere Alexanderstrasse, den westlichen Abschnitt der Ottostrasse, die Steinbockstrasse und die Tivolistrasse. Während der einjährigen Versuchsphase sollen Erfahrungen gesammelt werden für die definitive Einführung der Begegnungszone und für die anstehende bauliche Sanierung und Neugestaltung der Bahnhofstrasse, des Alexanderplatzes, der Steinbockstrasse, der Quaderstrasse und der Zeughausstrasse. Speziell wurde auf dem Alexanderplatz das Verkehrsprinzip des Kreisverkehrs durch den in einer Begegnungszone üblichen Rechtsvortritt abgelöst.
Damit die Kosten für die Versuchsphase tief gehalten werden können, sind nur Markierungs- und Signalisationsarbeiten und geringe bauliche Massnahmen ausgeführt worden. Die Gesamtkosten betrugen Fr. 135'000.--. Dank der guten Koordination innerstädtischer Abteilungen und Organisationen, sowie von Unternehmer und Lieferanten konnte innerhalb von nur 3 Monaten am 1. November 2007 die provisorische Begegnungszone von rund 10'000 m² eingeführt werden.

Auswertung
Die Akzeptanz der Begegnungszone ist bei der Bevölkerung gut. Es brauchte natürlich einige Zeit bis alle Verkehrsteilnehmer die neue Situation verarbeitet haben. Der grösste Problempunkt ist die Obere Bahnhofstrasse wo über 750 Busbewegungen stattfinden und eine zentrale Bushaltestelle ist. Die Umwandlung des Kreisels in eine Kreuzung mit Rechtsvortritt mit Kreiselform ist verkehrstechnisch eine gute Lösung, obwohl noch nicht alle Verkehrsteilnehmer die Vortrittsregelung „kennen“. Durch die niedrige Geschwindigkeit in der Begegnungszone stellt dies jedoch kein Problem dar.

Organisation
Die Projektleitung obliegt dem Tiefbau- und Vermessungsamt. Weitere stadtinterne Begleitung durch Verkehrsplanung, Hochbauamt, Stadtpolizei und Stadtbus Chur AG. Weiter sind im Team der Gewinner des Studienauftrages sowie ein Standortentwickler.


Zeitraum und Finanzierung (2009 – 2013)
Die definitive Umsetzung der Begegnungszone City dauert ab Mitte 2009 bis 2013. Die Etappierung ist abhängig vom Zustand der Strassen und Werkleitungen und wird im Rahmen der normalen Budgetierung in den längerfristigen Finanzplan aufgenommen. Die Gesamtkosten betragen rund 7 - 8 Mio. Franken. Als erste Etappe wird im Jahr 2009 die untere Bahnhofstrasse ausgeführt. Zurzeit ist der Standortentwickler an der Erhebung und Auswertung der Bedürfnisse der anliegenden Geschäfte. Anfangs 2009 sollte das Vorprojekt fertig sein und die Umsetzung ist ab Mitte 2009 vorgesehen. Weitere Etappen sind anschliessend die obere Bahnhofstrasse Kreuzung Alexanderplatz, Steinbockstrasse und Quaderstrasse.