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Die beiden Gebietsentwicklungen Zollstrasse und Europaallee verdichten Zürichs Stadtzentrum entlang den Rändern des Gleisfelds. Als Weg über den offenen Gleisraum ermöglicht der Negrellisteg freie Sichtbezüge und eine übergeordnete Orientierung im Stadtgefüge. Der Negrellisteg verknüpft das Wegnetz zwischen den Kreisen 4 und 5. Gleichzeitig bietet er die einmalige Gelegenheit, das Überschreiten der Gleise als kurze Atem- und Ausblickpause vor dem Hintergrund eines bemerkenswerten Stadtpanoramas zu erleben. Die Brücke ist eine weitere Landmarke im Gleisfeld, die im Flimmern der zahlreichen bahntechnischen Anlagen ihre Zeichenhaftigkeit durch klare Formgebung verdeutlicht.
Bereits seit Längerem sah der kommunale Richtplan eine Verbindung über das Gleisfeld vor. Im Sommer 2016 hatte die Stadt aber beschlossen, das ursprüngliche 30-Millionen-Franken-Projekt Negrellisteg, das eine Fuss- und Veloverbindung vorsah, nicht weiterzuverfolgen, da es aufgrund des geplanten Velotunnels zwischen Sihlquai und Kasernenstrasse nicht mehr primär als Veloverbindung taugen musste. Der neue Steg sollte deshalb nur noch als Fusswegverbindung dienen.
Beide Brückenabgänge setzen Wegzeichen in den Stadtraum. Dank der Wellenform der Brüstung kann das im Handlauf integrierte Licht alternierend nach innen und nach aussen wirken – innen auf den Gehbereich mit warmem Licht, aussen mit einer Rillenoptik, die eine Blendung des Zugverkehrs verhindert, aber das wellenförmige Brüstungsband in den Abendstunden subtil aufleuchten lässt. Die textil wirkende Brüstung aus einem dichten Metallgewebe bietet beidseitig den nötigen Schutz zum Gleisfeld. Benannt ist der Steg nach Alois von Negrelli, dem Projektleiter der ersten Schweizer Eisenbahn, der Spanisch-Brötli-Bahn von Zürich nach Baden.
Projektträgerschaft
Tiefbauamt Stadt Zürich
SBB
Auftragnehmer
10:8 Architekten GmbH
Conzett Bronzini Partner AG, Diggelmann + Partner AG
Zeitplan
2016: Einstufigen Studienauftrag im selektiven Verfahren.
2017: Siegerprojekt ARGE Negrelli
2019: Beginn der Bauarbeiten (18 Monate)
März 2021: Fertigstellung und Inbetriebnahme
Budget
In Stahl gefertigte Brückenkonstruktion: CHF 11’000’000.-
Bewertung der Jury
Der Negrellisteg überquert das Gleisfeld des Zürcher Hauptbahnhofs und verbindet zwei Quartiere. Die hohen Nutzungszahlen bestätigen die Bedeutung dieser gelungenen Fussverkehrsbrücke als direkte und attraktive Verbindung. Der Steg besticht baulich mit seinem schlanken Erscheinungsbild, er ist gleichzeitig Aussichtspunkt und Wahrzeichen über dem Gleisfeld. Die Jury würdigt den Mut, den Steg primär für die Fussgängerinnen und Fussgänger zu bauen. Velos sind Gäste auf der Brücke und überwinden den Höhenunterschied per Lift, während die Zufussgehenden die Wendeltreppe hinaufsteigen. Ein Wehrmutstropfen in diesem überzeugenden Projekt ist der Umstand, dass nur ein Lift pro Treppenseite zur Verfügung steht. Bei einem Liftausfall besteht keine Alternative für Personen mit eingeschränkter Mobilität.
