Die «Italienische Brücke» ist ein
Infrastrukturbauwerk, das den öffentlichen Raum seit 2020 in der Stadt Chur neu
gestaltet. Mit der Neuprojektierung des Verkehrsflusses an diesem Ort erhielt
der Langsamverkehr nämlich seine eigene Verbindung von und zur Altstadt. Statt
sich den Weg entlang des Nadelöhrs am Stadttor von Chur zu bahnen, wo sich der
Transitverkehr durch die Strassen zwängte und oft auch die Trottoire benutzte,
können die Fussgänger und Fussgängerinnen nun zusammen mit dem Fahrradverkehr
auf einer eigenen Fahrbahn verkehren. Einer Spur, die sich loslöst vom
Strassenverkehr und entlang des denkmalgeschützten Parks der Villa
Brunnengarten (1848) führt. Damit wird die Verkehrsproblematik im engen
Welschdörfli durch eine Alternativverbindung entschärft und dadurch gewann das
Netz des Fussgänger- und Fahrradverkehrs in der Innenstadt an Qualität,
Attraktivität und Sicherheit zugleich.
Die neue 77 m lange filigrane Stahlbogenbrücke «Italienische Brücke» über die Plessur entlastet den Verkehr im Welschdörfli und schafft eine besseren Durchwegung der Churer Altstadt mit dem Fuss- und Veloverkehr. Sie ist städtebaulich und gestalterisch optimal in das historische Stadtbild mit dem sensiblen Gewässerraum der Plessur eingebunden. Eine schlanke und elegante Ingenieurskonstruktion mit hervorragender architektonischer Ausbildung. Schulkinder, wie auch Erwachsene, zu Fuss oder mit dem Velo, erfreuen sich täglich an dieser attraktiven und sicheren Verbindung über die Plessur.
Die
Kantonsstrasse, im Abschnitt Welschdörfli, ist für den Langsamverkehr (Velofahrer
und Fussgänger) eine verkehrsspezifisch gefährliche Engstelle. Das
Verkehrsnadelöhr ist ein neuralgischer Punkt im Strassennetz und weist ein sehr
hohes Verkehrsaufkommen von rund 11'000 Fahrzeugen pro Tag auf. Sämtlicher
Verkehr (LKW, PW, Bus, Velo) zwängt sich über die schmale Fahrbahnbreite von
4.90 m – 5.50 m, und die zahlreichen Fussgänger bewegen sich auf den nur
1.30 m - 2.00 m schmalen Trottoirs durch das Welschdörfli. Ein Ausbau wäre
unabdingbar, aber aufgrund der engen Platzverhältnisse in diesem Quartiersteil
der Innenstadt ist eine Erweiterung des Strassenraums und ein Ausbau für
Radstreifen und beidseitigem Trottoir mit je 2.0 m unmöglich.
Bereits in den Siebzigerjahren gab es erste Ideen für eine Fussgänger- und Velobrücke als Alternativroute
neben der Strasse. Dieser sogenannte „Welschdörflidurchstich“ sollte eine
direkte und sichere Verbindung von der Altstadt (Obertor / Grabenstrasse) zum
Welschdörfli / Sägenstrasse Richtung Kasernenstrasse schaffen. Die Bedeutung
einer solchen neuen Rad- und Fussgängerbrücke zeigt sich auch in der Tatsache,
dass diese 2007 in die 1. Generation des Agglomerationsprogramms Chur mit
Priorität A aufgenommen wurde.
Am südlichen Ufer befindet sich ausserdem
der Freihofplatz, der mittelfristig von den Parkplätzen befreit werden soll und
von wo aus der künftige Westweg von der Altstadt durch die Areale Calanda Bräu
und Militär-Kaserne weiter bis Chur West als neues zweites Zentrum der Stadt
führen soll. Entsprechend forderte auch der Sachplan Velo Kanton Graubünden
einen Handlungsbedarf für eine neue sichere Wegverbindung von der Altstadt
Richtung Kasernenstrasse.
Ziel
Das Ziel war, eine gestalterisch wertvolle und eine funktionell sichere Fuss- und Veloverbindung zur Entlastung des Welschdörflis zu erstellen, welche dank ihrer Attraktivität auch einen städtebaulichen Mehrwert schafft. Mit der neuen 77 m langen «Italienischen Brücke» ist eine ebensolche bessere und sichere Durchwegung für den Fussgänger- und Veloverkehr (FVV) von und zur Altstadt und eine ebensolche Entlastung des Verkehrs im Welschdörfli nun umgesetzt worden.
Auftraggeber: Stadt Chur Departement BPU, Tiefbaudienste
Planungsbüro: Bänziger Partner, Ingenieure Planer / Architektonische Beratung: Ritter Schumacher
Bauunternehmung: Crestageo AG
Stahlbau: ARGE Toscano Stahlbau, Jörimann Stahl, Schneider Stahlbau
Stakeholder: Bundesamt für Strasse ASTRA, Tiefbauamt GR, Fachstelle Langsamverkehr, Hochbauamt GR
Zeitplan
1977: Visionen für eine neue Fussgängerverbindung zwischen Altstadt und Welschdörfli
21.09.2010: Zusage Bund, dass die Brücke ein Bestandteil der Massnahmen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur des Agglomerationsprogrammes Chur, 1. Generation
14.07.2017: Einladungsverfahren
02.07.2019 Genehmigung Baugesuch
02.09.2019: Beginn der Bauarbeiten
28.10.2020: Eröffnung
Gesamtkosten inkl. MwSt: Fr. 3'400'000.-
Anteil ASTRA: Fr. 1'360'000.-
Anteil Kanton Graubünden: Fr. 918'000.-
Anteil Stadt Chur: Fr. 1'122'000.-