Flâneur d’Or 2004

Solothurn (SO): Vernehmlassungsbericht zum Langsamverkehr in der Stadt

Klicken Sie auf das Bild um die Galerie zu öffnen.

Der Vernehmlassungsbericht ist ein neuartiges Beurteilungs- und Arbeitsinstrument für die Analyse der bestehenden Fuss- und Velowegverbindungen und die Entwicklung von Massnahmenbündeln zur Verbess rung des Netzes. Dank der umfassenden Bestandeserhebung können oft statt aufwändiger baulicher Massnahmen valable Alternativen gefunden werden.


Ausgangslage
Solothurn verfügt über ein zufrieden stellendes Netz von Verbindungen für den Fuss- und Veloverkehr. Die Qualität besteht vor allem in der Netzdichte. Der Vernehmlassungsbericht will mit unterschiedlichsten Massnahmen insbesondere auf schwächere Verkehrsteilnehmende Rücksicht nehmen und so die Lebens- und Wohnqualität aller gezielt verbessern. Ziel ist ein dichtes Netz, dessen Einzelteile einmal dieser, einmal einer anderen Benutzergruppe angemessen erscheinen.
Vorgehen
1. Überprüfung der Grundlagen: Räumliche Voraussetzungen, Potenziale für den Langsamverkehr, Vorgaben aus der Ortsplanung. 2. Bewertung bestehender Konzepte. 3. Erarbeitung von Massnahmenbündeln. 4. Vorschläge zur Finanzierung und Umsetzung. 5. Zielvorgabe als Massstab für die Erfolgskontrolle. 6. Regelmässige Kontrolle des Zielerreichungsgrades.

Umsetzung
Teil 1: Für die Analyse des bestehenden Netzes wurde ein Beurteilungsinstrument auf der Basis eines geografischen Informationssystems (GIS) entwickelt. Aus der Netzbewertung wurden Prioritäten zur Beseitigung von Lücken und für Netzergänzungen abgeleitet.
Die Anwendung des Berichts als Arbeitsinstrument für die Planung von Verbesserungen im Langsamverkehrsnetz erfolgt (da die Datenbank einzelne Knoten und Strecken genau lokalisieren kann) entweder laufend (Unterhalt, Erschliessungsplanung) oder gezielt (Anpassungen im Rahmen allgemeiner Tiefbauarbeiten, Planungen). Dies geschah insbesondere bei der Erarbeitung der flankierenden Massnahmen zur A5.
Teil 2: Das Begehren, die seit 1981 bestehende Fussgängerzone Altstadt (tageszeitabhängige Wechselsignalisation) in eine Begegnungszone umzuwandeln, wurde (unter anderem mit Hilfe des oben genannten Arbeitsinstruments) geprüft. Die differenzierte Anwendung der Kriterien für die Festlegung der Zonenabgrenzung führte klar zur Empfehlung, die ganze Altstadt in eine Begegnungszone zu integrieren.


Organisation
Teil 1 ist dem Langsamverkehr generell, Teil 2 dem Verkehr in der Altstadt gewidmet. Verwaltung und verschiedene Arbeitsgruppen, unterstützt durch externe ExpertInnen, entwickelten den Bericht und legten ihn Fach- und Behindertenorganisationen, Parteien, Vereinen und Verbänden zur Vernehmlassung vor. An einer Mitwirkungsveranstaltung
wurden die Vorschläge zur Diskussion gestellt.


Zeitraum

  • Projektbeginn Arbeitsgruppe Langsamverkehr: Dezember 2001
  • Kenntnisnahme durch Planungskommission: Juni 2003
  • Mitwirkungsverfahren bis November 2003
  • Überarbeitung Konzept bis Frühling 2004


Finanzierung
Kosten des Vernehmlassungsberichts: 42'000 CHF. Bis Frühjahr 2004 realisierte oder beschlossene Massnahmen: ca. 1.5 Mio CHF.


Bewertung der Jury
Der Teil 1 des Vernehmlassungsberichts stellt eine neuartige systematische Erhebung und Klassierung des Langsamverkehrsnetzes nach Benutzerkategorien dar. Dieses Arbeitsinstrument erlaubt den raschen Zugriff auf Informationen zum Zustand bestimmter Netzteile, die Beurteilung der Zumutbarkeit für bestimmte Benutzergruppen und das Abwägen der Vor- und Nachteile von alternativen Verbindungen. Entsprechende Anwendungen sind bereits in verschiedene Projekte (z.B. Knotensanierungen) und Konzepte (z.B. Tempo 30) eingeflossen. Die in Teil 2 empfohlene Umwandlung der Fussgängerzone Altstadt in eine Begegnungszone erscheint allerdings nicht restlos überzeugend.