Grenchen (SO): Sicher und attraktiv zu Fuss im Zentrum
Bis 2002 durchquerten 14`200 Fahrzeuge täglich das Zentrum von Grenchen. Mit dem Bau der Autobahn kam die Wende. In
enger Kooperation mit dem Kanton wurden nach Eröffnung der Autobahn als
flankierende Massnahmen Gestalt und Betrieb der Strassen so verändert,
dass ein fussgängerfreundlicher städtischer Lebensraum entstanden ist.
Intensive Öffentlichkeitsarbeit erleichterte den Planungs- und
Realisierungsprozess.
Ausgangslage
Bis im Frühjahr 2002 durchquerten 14`200 Fahrzeuge
täglich das Zentrum von Grenchen. Um nach der Eröffnung der Autobahn
(A5) den Durchgangsverkehr dauerhaft zu verlagern, waren flankierende
Massnahmen bereits im Autobahnprojekt enthalten. Die zum Teil
vierspurige Strasse trennte die Stadt in zwei Teile. Der Fussverkehr
wurde im Zentrum durch eine Unterführung von 75m Länge geschleust. Nebst
der Einschränkung an Lebensqualität verursachte der übermässige Verkehr
auch wirtschaftliche Schäden: Die mögliche Kundschaft mied das stark
befahrene Zentrum. Die Folge waren leer stehende Gebäude und
Geschäftslokale. Die Stadt nutzte die durch den Bau der Autobahn A5 entstandene Chance zur Neugestaltung des Zentrums.
Vorgehen
2001: Präsentation der Projektideen an der Gewerbeausstellung. Umfrage und Wettbewerb.
April
bis November 2002: Informationstafeln bei Baustellen,
Materialbemusterungen. Einbezug des Gewerbeverbandes: Besichtigung der
Begegnungszone Burgdorf, gemeinsame Erarbeitung von Werbematerial.
Ab Nov. 2002: Einführung der Begegnungszone mit Plakaten, Werbematerial, Medienarbeit.
Umsetzung
Optisch prägnanter Fahrstreifen von 4.75m (Fahrbahnbreite total 7.5m).
An
Stelle der Unterführung besteht mit der Begegnungszone im zentralen
Bereich für die Fussgängerinnen und Fussgänger eine grosszügige
Querungsmöglichkeit. Zu Fuss Gehende bewegen sich heute frei von
Geschäft zu Geschäft, ohne dass das Auto verbannt ist. Unterschiedliche
Beläge (Asphalt und Pflästerungen), Bäume und Rankgerüste, in Form und
Materialien aufeinander abgestimmte Sitzgruppen, Velounterstände usw.
und eine repräsentative Strassenbeleuchtung prägen ebenfalls den
Charakter des Zentrums.
Das Verkehrsaufkommen auf der Zentrumsdurchfahrt von Grenchen konnte um zwei Drittel auf 4`850 Fahrzeuge täglich gesenkt werden.
Geschwindigkeitsmessungen
mit dem mobilen Messgerät (mit Anzeige der gefahrenen Geschwindigkeit)
und Beobachtungen vor Ort zeigen in der Begegnungszone Geschwindigkeiten
zwischen 20 und 30km/h (bei genügender Fussgängerfrequenz).
Organisation
Projektierung und Umsetzung in enger Zusammenarbeit
zwischen Stadt, Kanton und beauftragten PlanerInnen und Ingenieuren. Mit
gezielter Öffentlichkeitsarbeit konnte die Akzeptanz in der Bevölkerung
gefördert werden.
Zeitraum
- 1998-99: Projektwettbewerb “Flankierende Massnahmen zum Bau der A5”
- April 2002: Baubeginn auf der Hauptachse im Zentrum von Grenchen, gleichzeitig mit Eröffnung der Autobahn
- November 2002: Fertigstellung des Herzstücks
- Ende 2003: Fertigstellung der Abschnitte bis zu den beiden anschliessenden Kreuzungen
Finanzierung
Bund/Kanton: 1.790 Mio CHF; Stadt Grenchen: 1.885 Mio
CHF. Gesamtaufwand: 3.675 Mio CHF (ca. 230 CHF/m2) für Strassenbau,
Beleuchtung, Bepflanzung, Möblierung, Nebenkosten und Honorare. Der Bund
beteiligt sich an diesen Kosten im Rahmen der flankierenden Massnahmen
zur A5.
Bewertung der Jury
In enger Kooperation mit dem Kanton wurden Gestalt und
Betrieb der Strassen so verändert, dass aus einer Verkehrsschneise ein
attraktiver und fussgängerfreundlicher städtischer Lebensraum entstanden
ist. Dank guter Gestaltung und Signalisierung als Begegnungszone
konnten tiefe Geschwindigkeiten des motorisierten Verkehrs und damit ein
hoher Sicherheitsgewinn erzielt werden. Intensive Öffentlichkeitsarbeit
der Verwaltung, teilweise in Kooperation mit Interessengruppen
(Gewerbe) begleitete und erleichterte den Planungs- und
Realisierungsprozess.