Martigny (VS): Neugestaltung des Place Centrale

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Die neue Gestaltung des Place Central wurde im Rahmen der Stadtentwicklung realisiert. Die Geschichte des Platzes wurde dabei sorgfältig berücksichtigt. Die zurückhaltende Umgestaltung verstärkt die Identität des Platzes, so wurde beispielsweise eine rechteckige Promenade, umsäumt von Platanen geschaffen. Zusätzliche Baumreihen ergänzen den bestehenden Baumbestand. In dieser Pflanzenmenge ist eine Lichtung angebracht, welche Lichtstrahlen in die Mitte des Laubes fallen lässt.

Die Grundsteinlegung für die Place Centrale in Martigny erfolgte 1818; im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der als zentraler Identifikationsort und Ort des sozialen Austausches konzipierte Platz fertig gebaut. Im Lauf der Zeit verlor die Place Centrale jedoch sein unverwechselbares Gepräge und verkam als Teil einer Verkehrsachse und als Parkplatz. Als Abschluss eines bewusst offen gehaltenen Wettbewerbsprozesses konnte 2012 der komplett sanierte und neu gestaltete Platz, der wieder mehr Wärme und Freundlichkeit ausstrahlt, der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden.

Die charakteristischen Elemente des ursprünglichen Platzes konnten durch den Wettbewerb wieder in Wert gesetzt werden: Platanen als Schattenspender, Terrassen für Restaurantbetriebe und mediterranes Flair. Die Einheit des Platzes wurde durch den Granitbelag zusätzlich betont, während verschiedene Gestaltungselemente einladende Teilräume markieren: ein durch eine rote Pflästerung gekennzeichneter Flanierbereich vor der Ladenfront, Terrassen und Ruhebereiche unter den Platanen, «animierte Flächen» mit Brunnen und Wasserspiel sowie klar definierte aber stark zurückgebaute Flächen für den Motorfahrzeugverkehr.

Organisation

Auftraggeber:
Ville de Martigny (mehrere Abteilungen)

Projektierung:
Audigier & Pilet, Montreuil / Paris (federführende Architekten)
Aurel Design Urbain, Cassis (F) (Möblierung und Beleuchtung)

Realisierung:
Bureau d’ingénieurs Moret & Associés, Martigny (Bauleitung)
DTArchitecture SA, Martigny (Bauleitung Hochbauten)
Bureau d’ingénieurs Alpatec SA, Martigny (Ingenieurarbeiten)
TECSA Ingénieurs Conseil, Conthey (Konzept sanitäre Anlagen, Heizung, Lüftung)



Zeitraum
1993: Erster Architekturwettbewerb
2008: Zweiter Architekturwettbewerb
2009: Partizipationsprozess mit der Bevölkerung mit 4 Veranstaltungen / Verhandlungen 
2010: Parallele Studienaufträge und Publikation der Endresultate und Beschlüsse
2011: öffentliche Ausschreibung Bauprojekt; anschliessend Beginn der Bauarbeiten
2012: Ende der Bauarbeiten und Eröffnung der neu gestalteten Place Centrale 


Finanzierung
Gesamtkosten für Sanierung und Umgestaltung: CHF 8‘800‘000.-


Bewertung der Jury
Die Neugestaltung der Place Centrale hat die Jury sehr überzeugt. Die Grösse des Platzes erschliesst sich nicht auf den ersten Blick: Die Bäume und das Mobiliar machen den Platz auch angenehm kleinteilig erlebbar. Die Jury empfand jedoch die Dimension des neuen Musikpavillons in dieser historischen Raumkomposition als zu wuchtig.

Zufussgehende fühlen sich auf dem Platz willkommen geheissen. Das Ensemble der Gebäudefronten und der Platanen wird als Teil der noch imposanteren umliegenden Bergkulisse empfunden. Etwas auf den Boden der Realität zurückgeworfen, werden die Flanierenden durch den Autoverkehr, der trotz des grossen Efforts präsent geblieben ist.

Das Regime Begegnungszone (20 km/h) ist der Situation jedoch angemessen und unterstützt das vernünftige Nebeneinander zwischen den einzelnen Verkehrsträgern. Die langsame Geschwindigkeit wird gut respektiert; dazu trägt auch ein fest installiertes Geschwindigkeitsmessgerät mit Anzeige bei. Diese Voraussetzungen ermöglichen es den Zufussgehenden, die Verkehrsflächen problemlos zu queren. Die Platzgestaltung ist so konzipiert, dass eine Sperrung für den Motorfahrzeugverkehr und eine Umwandlung in eine Fussgängerzone jederzeit möglich ist. Bereits während einigen Wochen im Sommer oder für Veranstaltungen wird der Platz verkehrsfrei gehalten.

An der Schnittstelle zwischen der ebenfalls aufgewerteten Altstadt und dem echten kommerziellen Zentrum von Martigny – der Avenue de la Gare – gelegen, könnte die Place Centrale noch interessanter für die Fussgänger/innen und für touristische Aktivitäten sein, wenn die auf den Platz zuführende Avenue de la Gare ebenfalls neu gestaltet würde.

Die Jury ist beeindruckt vom prozesshaften Dialog, der letztlich zu einer erfolgreichen Neugestaltung der Place Centrale geführt hat. Dass dem Projekt keinerlei Opposition und keine Einwendungen entgegenstanden, zeugt von dieser Tatsache. Dabei wurde weitestgehend versucht, auf die Anliegen der Beteiligten einzutreten. Beispielsweise wurden die Bauarbeiten vor der Häuserfront mit den Cafés in die kältere Jahreszeit verlegt, damit diese Gaststätten mit Terrassenbestuhlung die lukrative Sommersaison nicht verpassen.