Zürich: Ausbau Bahnhof Zürich-Oerlikon

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Der mehrjährige Umbau des Bahnhofs Oerlikon und die Eröffnung per Ende 2016 bedeutet einen Meilenstein für Zürich-Nord. Der Bahnhof wurde unter Vollbetrieb von 6 auf 8 Gleise ausgebaut. Die Erweiterung der Unterführungen, eine neue Quartier- verbindung zwischen Alt- und Neu- Oerlikon, der Zugang Andreasstrasse und die Quartieranbindung Ost sowie die Gestaltung der beiden Plätze nördlich und südlich des Bahnhofs sind weitere wichtige Bestandteile. Zufussgehende finden nun von allen Seiten direkte Zugänge zum Bahnhof, ausgebaute Unterführungen und Dienstleistungen im Bahnhof vor. Die Umsteigebeziehungen von Tram und Bus auf die Bahn sind übersichtlich und kurz, die Quartier- verbindung zwischen Alt- und Neu- Oerlikon ist grosszügig und erlaubt ein Nebeneinander von Fuss- und Velo- verkehr. Der neue Bahnhof verleiht Oerlikon mit seiner prägnanten Architektur eine gestärkte Identität.


Ausgangslage
In den 1990-er Jahren wurde in Zürich-Nord eine intensive Entwicklung vorangetrieben, die eine Bedeutungssteigerung des Bahnhofs Oerlikon mit sich brachte. Auf den ehemaligen Industrie- flächen nördlich des Gleisfelds entstand das Quartier Oerlikon Nord mit zahlreichen Arbeitsplätzen und Wohnungen und östlich des Bahnhofs verdichtete sich das Quartier Leutschenbach. Der Zustand des Bahnhofareals wurde dieser Entwicklung nicht mehr gerecht: Die Personenunterführungen waren eng, es gab keine Verbindung zum Zentrum Oerlikons, das Velowegnetz war nicht durchgehend ausgebaut, die öffentlichen Räume waren unübersichtlich und die ÖV-Umsteigebeziehungen umständlich.

Zielsetzung und Vorgehen
Mit dem Entwicklungsrichtplan Bahnhof Oerlikon schuf die Stadt im Jahr 2000 eine Anleitung für Schlüsselprojekte rund um den Bahnhof. Ziele waren eine gute Quartieranbindung an den Bahnhof, eine Quartiervernetzung zwischen Neu- und Alt-Oerlikon über das Gleisfeld hinweg und optimierte Verkehrslösungen für den Fuss- und Veloverkehr sowie des ÖV. Zeitgleich wurde
durch die SBB der Ausbau der Durchmesserlinie geplant, was am Bahnhof Oerlikon zwei weitere Gleise und eine höhere Personenfrequenz mit sich bringen würde. Nur ein Zusammenschluss der Auftraggeber Stadt Zürich und SBB ermöglichte eine zeitgleiche Umsetzung dieser verschiedenen Ausbauvorhaben: Beim Ausbau des Bahnhofs Oerlikon handelte es sich um einen dynamischen und langjährigen Planungs- und Bauprozess mit vielen Interessen mit laufend veränderten Anforderungen, was eine teamorientierte, interdisziplinäre Zusammen- arbeit aller Beteiligten im innerstädtischen Raum bedingte. Eine übergeordnete Zielsetzung war das Zusammen-bringen der verschiedenen Ausbauvorhaben zu einem Gesamtprojekt. Ein Bauwerk, dem man die Nahtstellen nicht ansehen würde. Die räumlichen Ziele waren eine klare Orientierung, grosszügige öffentliche Räume mit hoher Aufenthaltsqualität und eine starke Verbindung der Quartiere auf beiden Seiten der Gleise. Diese Ziele mussten stets mit den technischen Herausforderungen (z.B. Bauen unter Bahnbetrieb) abgewogen werden.

Umsetzung
Eine der wichtigsten Massnahmen war das durchgehende Gestaltungsprinzip. Mehrere sich wiederholende, prägnante Gestaltungsmotive sind auf die spezifische Situation angewandt: der dynamisch geformte Beton, das farbige Glas, der rhythmische Stahl- und Fassadenbau  und der dunkle Metallbau.

  • Der Beton hat eine wichtige räumliche Leitfunktion, er bildet die Übergänge vom Aussenraum in den Bahnhofsraum.
  • Die Dachkonstruktion besteht aus einem kräftigen Stahlbau, der mit grossen Spannweiten und einem integralen Installationskonzept auf den Perrons  Überblick und eine bessere Orientierung schafft. Dabei sind die Elemente auf das Minimum reduziert.
  • Die farbigen Glasbaldachine und die Lichtwand sind Wegweiser und vermitteln zwischen den Gleisseiten. Die Räume unter den Baldachinen sind die Eingangshallen zum Bahnhof; sie verbinden die Stadt mit der unterirdischen Ebene und die Quartierverbindung mit der PU Mitte. Breite, sanft geneigte Rampen führen unter die Gleise und schaffen eine attraktive Verbindung für den Fuss- und Veloverkehr zwischen Alt- und Neu-Oerlikon.
  • Eine weitere wichtige Massnahme war die Koordination mit den angrenzenden Projekten, insbesondere den beiden Bahnhofplätzen.


Organisation
Auftraggeber: Tiefbauamt Stadt Zürich, SBB AG, SBB Immobilien AG
Behörden / Interessenvertreter: Bundesamt für Verkehr, Denkmalpflegen, Behindertenkonferenz Kanton Zürich, Amt für Städtebau Zürich, Gebäudeversicherung Kt. Zürich, Schutz & Rettung Zürich, Umwelt- und Gesundheitsschutz Zürich
Fachdienste: diverse Abteilungen SBB AG, EWZ, Entsorgung & Recycling Zürich, Dienstabteilung Verkehr Zürich, VBZ, ZVV
Architektur: 10:8 Architekten GmbH (Ausbau Bahnhof Oerlikon, Bahnhofplatz Süd) Feddersen & Klostermann Architekten (Bahnhofplatz Süd, mit 10:8 Architekten), Mettler Landschaftsarchitektur und Allemann Bauer Eigenmann Architekten AG (Max-Frisch-Platz)
Ing.-Bau: Locher Ingenieure AG, Bänziger Partner AG, Wild Ingenieure AG, Gruner Ingenieure AG
Gebäudetechnik: EBP Schweiz AG, EPAG Engineering
Baumanagement: HSSP AG, Ambühl & Moser Architekten, Leutwyler Partner Architekten AG
Spezialisten: Bakus GmbH Bauphysik, EPPAG Fassadenplanung, Vogtpartner Lichtgestaltung, Gruner AG Umwelt, Jäckli Geologie, Geowatt AG Erdsonden, HR.Wehrle Aufzugsplanung, Reso Partners AG Facility Management


Zeitraum
2000: Entwicklungsrichtplan Bahnhof Oerlikon
2004: Wettbewerb Quartierverbindung Oerlikon
2006: Workshopverfahren Bahnhofplatz Süd
2007: Workshopverfahren Bahnhof Oerlikon Ost
2009: Machbarkeitsstudie Ausbau PU Mitte / Wettbewerb Max-Frisch-Platz / Bauprojekt Gleis 7+8 mit Perrondächer / Volksabstimmung Quartierverbindung Oerlikon
2010: Bauprojekt Quartierverbindung+PU Mitte / Bauprojekt Bahnhofplatz Süd / Machbarkeitsstudie Erweiterung PU Ost / Volksabstimmung Quartieranbindung Ost
2011: Baubeginn mit Vorarbeiten
2012: Bauprojekt Quartieranbindung Ost
2012-2016: Realisation Ausbau Bahnhof Oerlikon Realisation Bahnhofplatz Süd


Kostenrahmen
Quartierverbindung und PU Mitte: CHF 90 Mio
Ausbau Zugang Ost: CHF 120 Mio
Gleis 7+8 / Perronanlagen: CHF 210 Mio
Oerliker Bahnhofplatz Süd: CHF 18.1 Mio
Max-Frisch-Platz: CHF 9.6 Mio


Bewertung der Jury
Der Umbau des Bahnhofs Oerlikon ist ein komplexes Grossprojekt im innerstädtischen Raum, das einen langjährigen, interdisziplinären Planungs- und Bauprozess mit vielen Interessen und laufend veränderten Anforderungen bedingte. Der Realisierung einer neuen Durchmesserlinie machte den Ausbau des Bahnhofs im Vollbetrieb von 6 auf 8 Gleise nötig. Schrittweise wurden die bestehenden Unterführungen erweitert, die Zugänge von allen Seiten verbessert, die beiden Bahnhofsvorplätze neu gestaltet sowie die Umsteigebeziehungen von Tram und Bus auf die Bahn optimiert. Hervorzuheben ist die neue Quartierverbindung zwischen Alt- und Neu Oerlikon, die von der Stadt Zürich in Auftrag gegeben wurde. Sie ist grosszügig dimensioniert und ermöglicht ein intuitives, verständliches Nebeneinander von Fuss- und Veloverkehr.