Biel (BE): Schüssinsel – Eine Oase im Herzen der Stadt

In einem Stadtquartier im Umbruch mitten in Biel konnte im Frühling 2017 mit der Schüssinsel (Ile-de-la-Suze) ein neuer öffentlicher Park in Betrieb genommen und im Juni 2017 feierlich eröffnet werden. Die grüne Insel mit einer Fläche 53'500 m2 lädt mit ihrem Wegenetz zu Spaziergängen entlang der Flussufer ein. Dank der Vielfalt der verschiedenen Flächen finden Flanierende ein passendes Ziel, sei dies ein begrünter Erholungsbereich, ein Kiesstrand, ein Spielplatz oder die Buvette. Die Schüssinsel eröffnet alle Möglichkeiten eines öffentlichen Parks und schliesst eine der letzten Lücken eines durchgehenden Uferwegs für den Fuss- und Veloverkehr von der Taubenlochschlucht bis zum Bielerseeufer. Gleichzeitig wurde mit dem Grossprojekt die Revitalisierung des Wasserlaufs der Schüss erreicht, die die Stadt Biel durchquert.

Projektbeschrieb
Das Projekt Schüssinsel ordnet sich ein in den Umgestaltungsprozess des zentralen und bereits dicht bebauten Entwicklungspols «Gurzelen» der Stadt Biel. Dank der seit Jahrzehnten betriebenen, aktiven Land- und Flächennutzungspolitik befindet sich heute rund ein Viertel des Stadtgebietes im Besitz der Stadt Biel. Um die Schüssinsel zu ermöglichen, waren ebenfalls mehrere grössere Landabtauschgeschäfte nötig.

Die Schüssinsel zeichnet sich aus durch ihre Insellage und den starken Bezug zum
Wasser. Das Wasser ist auch das strukturgebende Element, das den öffentlichen Raum von den benachbarten Privatgrundstücken abgrenzt. Das Südost-Ufer der Insel folgt dem Flusslauf der Schüss; auf der Nordost-Seite der Insel bildet der schmalere Stebler-Kanal, der im Rahmen des Projekts verlängert wurde, die natürliche Grenze zum direkt anliegenden, neuen Wohngebiet. Der Park erstreckt sich über eine Länge von ungefähr 650 m und verfügt über mehrere Zugänge, was die Attraktivität der Anlage erhöht. Der Park ist aus den umliegenden Wohnquartieren über sechs Brücken und eine Furt mit Trittsteinen gut erreichbar.

Drei thematische Bereiche gliedern die Insel: «Flanieren» – inspiriert von den Flach­ufern mit direktem Zugang zum Wasser, die zum Sonnenbaden einladen; «Spazieren» – entlang der Wege, die zwischen zahlreichen Bäumen mäandrieren; und schliesslich «Spielen» – mit offenen Räumen und einem grossen Spiel- und Picknickplatz. Die Insel verfügt über ein durchgängiges Wegnetz, das die Erholungs- und Freizeiträume durch-
quert. Der Hauptweg – zugleich Fuss­- und Veloweg – verläuft entlang dem Scheitel des Parks und kennzeichnet die hochwassersichere Höhe. Von ihm zweigen schmalere Nebenwege ab, die bis zum Schüssufer und dem Steblerkanal reichen. Am parkabgewandten Schüssufer wurde die Wegführung ebenfalls optimiert. Um einen sicheren Zugang zum Park zu gewährleisten, wurde am östlichen Parkeingang der kleine Mühleplatz gestaltet. Zudem wurde am Forellenweg ein Trottoirstück gebaut, so dass nun entlang des Strassenzuges eine durchgehende und sichere Verbindung zur Verfügung steht. Damit die Erholungssuchenden bei schönem Wetter an den Fluss gelangen oder im Schatten der Bäume flanieren können, werden sich in der Grünfläche zwischen Trottoir und südlichem Schüssufer im Lauf der Zeit einige Trampelpfade bilden


Organisation

  • Auftraggeber: Stadt Biel, Abteilungen Stadtplanung und Infrastruktur
  • Projektverfasser: Landschaftsarchitektur: Fontana Landschaftsarchitektur GmbH, Basel, Architektur: :mlzd, Biel, Bauingenieure, Wasser- und Flussbau: Emch + Berger AG Filiale Biel, Tschopp Ingenieure GmbH (Brückenbau), Umwelt Begleitplanung: Action paysage, Biel-Seeland

Meilensteine
2008: Studienauftrag,Genehmigung Planungskredit für die Erarbeitung eines Projektes zur Gestaltung des öffentlichen Raums entlang der Schüss, Genehmigung überarbeitetes Planungskonzept und der nötigen Grundstückstransaktionen zur Sicherung des öffentlichen Raums
2009 à 2012: Konkretisierung erweitertes Gestaltungsprojekt mit erweiterten Planungsperimeter (inkl. Mühleinsel und südliches Schüssufer)
2013: Genehmigung Baukredit (Volksabstimmung), Projektanpassung zum Schutz von archäologischen Fundschichten aus dem Mittelalter
2015: Erteilung Baubewilligung nach Abschluss der Einspracheverfahren und Beginn der Bauarbeiten
Juni 2017: Eröffnung


Finanzierung
Parkgestaltung: CHF 7'929'200
Brücken: CHF 1'343'000
Revitalisierung der Schüss: CHF 3'505'700
Trottoir «Forellenweg»: CHF 548'000
Reserven und Unvorhergesehenes: CHF 799'600
MwSt. 8%: CHF 1'130'000
Total: CHF 15'255'500

Die Finanzierung setzt sich zusammen aus Beiträgen an die Schüss-Revitalisierung (CHF 3'510'700.–) und aus dem Agglomerationsprogramm der ersten Generation für den Uferweg (rund CHF 1'000'000.–), so dass für die Stadt Biel Nettokosten von CHF 10'744'800.– übrigbleiben. Dieser Betrag konnte zu 80% durch Einnahmen aus den Grundstücktransaktionen beim Verkauf von städtischem Boden an die Swatch Group (CHF 7'657'000.–) gedeckt werden. Der nicht abgedeckte Restbetrag zulasten der städtischen Investitionsplanung 2013–2017 belief sich auf CHF 3'087'800.–.

Bewertung der Jury
Nach eingehender Diskussion hat die Jury einstimmig entschieden, dem Projekt Schüssinsel den 1. Preis zu verleihen. Sie beurteilt das Bereitstellen eines Parks dieser Grösse im Herzen der Stadt Biel als aussergewöhnlich. Zudem verdient die Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und Privaten besondere Erwähnung. Sie hat das Bereitstellen der für die Umsetzung des Projekts nötigen Fläche ermöglicht und zur Finanzierung beigetragen, da die Grundstücktransaktionen zu einem Buchgewinn für die Stadt führten, der komplett dem Grossprojekt zugewiesen werden konnte.

Die Jury hebt die erfolgreiche Revitalisierung der Schüss hervor, die den Fluss für Spaziergänger attraktiv macht. Zahlreiche Wege führen ans Wasser, sogar eine Furt mit Trittsteinen wurde angelegt. Am parkabgewandten Ufer sind die Uferböschungen so natürlich wie möglich gestaltet, um die Artenvielfalt zu fördern, während die Uferbebauung auf der Parkseite auf Freizeitaktivitäten und Erholung ausgerichtet ist. Die gesamte Parkanlage wurde auf die Wasserstandsänderungen der Schüss abgestimmt. Aufgrund ihrer zentralen Lage hat die Schüssinsel eine wichtige Verbindungsfunktion in Längs- und Querrichtung zu den umliegenden Quartieren. Der Park wird von einem Fusswegnetz durchzogen, das geschickt an die Besonderheiten des Orts erinnert und gleichzeitig die Besucherströme verteilt. Die Brücken gewährleisten die Verbindung zu den Quartieren; die beiden im Zuge der Quartierentwicklung zusätzlich geplanten Brücken im Süden werden dieses Netz auf willkommene Weise abrunden.

Zahlreiche Bänke sind über den ganzen Park und entlang der Wege verteilt und laden zur Entspannung ein, machen die Schüssinsel aber auch für ältere Menschen zugänglich, die manchmal eine Pause benötigen. Auch Kinderwagen und Rollstühle können an gewissen Stellen bis ans Ufer gelangen, auch wenn die Beschaffenheit der Wege dafür nicht ganz ideal ist. Die Vielfalt der angebotenen Spielflächen in Kombination mit dem Charakter des Ortes und der Verbindung zur Natur ist exemplarisch: Strände, Rasen, mit Gras oder Kieselsteinen bedeckte Hügel, Böschungen, die gleichzeitig als Kletterfelsen oder Sitzstufen dienen, originelle Spielgeräte, die zwischen grossen, an Schilfrohr erinnernden Pfählen aufgehängt sind und dem Himmel entgegenwachsen, bewaldete Flächen, usw.

Das Gesamtprojekt zeigt eindrücklich, wie eine grüne Oase geschaffen werden kann, die das Flanieren am Wasser inmitten eines dicht besiedelten Stadtgebiets ermöglicht.