Projektorganisation / Beteiligte
Der
Bau des Tram Bern West wurde im Auftrag des Kantons Bern durch die Tram
Bern West AG realisiert. Der Verwaltungsrat wird durch die drei
Bauherren BERNMOBIL, Stadt Bern und Energie Wasser Bern (ewb) gebildet.
Der
Abschnitt Murtenstrasse wurde unter Federführung des Kantons,
Oberingenieurkreis II, erstellt, der Abschnitt Brünnen unter
Federführung der neuen Brünnen AG.
Finanzierung
Das Tram Bern West
kostete insgesamt 152,4 Millionen Franken. Davon entfielen 105,5
Millionen auf die eigentliche Traminfrastruktur (Trassee, Gleisbau,
Fahrleitungen usw.). Die Traminfrastruktur wurde vom Bund
(Infrastrukturfonds) und vom Kanton Bern finanziert. Die Stadt Bern
übernahm die Kosten für den Strassenbau, die Gestaltung des öffentlichen
Raums und der Wartehallen. Energie Wasser Bern sowie weitere
Infrastrukturunternehmen nutzten die Gelegenheit, um ihre Werkleitungen
zu sanieren (vgl. untenstehende Abbildung).
Bewertung der Jury
Es ist eine
grosse Herausforderung, sich im Stadt- und Agglomerationsraum mit
Tramprojekten auf zukünftige Mobilitätsbedürfnisse auszurichten und
gleichzeitig für die Quartierbevölkerung attraktive Räume zur Verfügung
zu stellen und die kleinräumigen Bedürfnisse des Fuss- und Veloverkehrs
zu berücksichtigen. Die Verantwortlichen waren sich dessen bewusst und
haben mit dem Projekt Tram Bern West modellhaft einen ganzheitlichen
Ansatz im Schnittbereich öffentlicher Verkehr / motorisierter
Individualverkehr / Fussverkehr / öffentlicher Raum betrieben. Die
sorgfältige bauliche Umsetzung und die Aufwertung der öffentlichen Räume
für die Fussgänger/innen ist eine der Stärken dieses Projektes (z.B.
Bachmätteli, Ansermetplatz, Schloss- / Statthalterstrasse, Loryplatz).
Wer die öV-Achsen von früher kennt, erlebt eine neue Stadtqualität. Die
Gestaltung von Fassade zu Fassade und die städtebauliche Sichtweise
treten bei den Tramhaltestellen zu Tage. Bestehende Grünflächen,
kleinere Parkanlagen, Bachläufe und die angrenzenden Quartiere wurden in
die gestalterische Umsetzung integriert und zu Quartierräumen
aufgewertet. Durch die teilweise Reduktion der Fahrbahnbreiten und neue
Mittelinseln wurde die Trennwirkung reduziert und das sichere und
flächige Queren erleichtert. Die Gestaltung der Haltestellen zeigt, dass
ein attraktiver Raum Sicherheit erzeugen kann, indem für alle
Verkehrsteilnehmenden ersichtlich wird, dass dieser Raum geteilt wird:
Die dezenten Gestaltungselemente bewirken trotz signalisierter
Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h eine deutlich tiefere und an die
Situation angepasste Fahrweise des motorisierten Verkehrs. Das flächige
Queren wird dadurch begünstigt und unterstützt das Bedürfnis nach kurzen
Wegen. In der Nacht sorgen die Leuchtendächer in den
Haltestellenbereichen für subjektive und objektive Sicherheit. Sie
unterstützen aber auch am Tag die optische Wahrnehmung als sensible
öffentliche Räume. Das Projekt überzeugt überdies aufgrund des
partizipativen Planungsprozesses. Bereits in der Projektphase wurden
Betroffene einbezogen und die Bevölkerung kontinuierlich informiert. Das
Projekt wurde zwar in der Abstimmungsphase teils kontrovers diskutiert.
Dass die Umsetzung dennoch keine grossen Wellen geworfen hat, ist als
Resultat der breiten Mitwirkung zu werten. Die Haltestellen sind
behindertengerecht gestaltet, die Hindernisfreiheit konnte jedoch nicht
entlang der ganzen Tramlinie umgesetzt werden.