Rheinuferpromenade St. Johann

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Mit der neuen Fussgänger- und Veloverbindung von der Dreirosenbrücke nach Huningue wird einerseits eine wichtige Lücke im Basler Velorouten- und Fusswegnetz geschlossen, andererseits ein Raum mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen. Dieses Projekt wurde möglich, weil im Rahmen des umfangreichen Landabtauschs zwischen dem Kanton Basel-Stadt und der Novartis Pharma AG der Hafen St. Johann aufgegeben wurde. Dank dieses Abtauschs konnte ein öffentlicher Zugang zum Rhein geschaffen werden. Mit dem Lückenschluss kann das Rheinufer auf einer Länge von rund 3,5km von der Basler Innenstadt bis ins französische Huningue begangen werden. Die neue Verbindung verläuft anfangs durch die Begegnungszone St. Johanns-Rheinweg und mündet dann in die Fuss-Veloverbindung bis zur französischen Grenze. Danach verläuft sie wieder auf verkehrsberuhigten Strassen bis zur Dreiländerbrücke, die eine Anbindung an das deutsche Weil am Rhein bietet. Der 550m lange Lückenschluss zwischen Dreirosenbrücke und Landesgrenze erforderte umfangreiche Bauarbeiten.

Projekt
Mit der Aufgabe des Hafens St. Johann und des umfangreichen Landabtauschs zwischen dem Kanton Basel-Stadt und der Novartis Pharma AG konnte ein bisher für die Öffentlichkeit nicht zugängliches Areal einer neuen Nutzung übergeben und ein öffentlicher Zugang zum Rhein geschaffen werden.

Ziele
Die Aufgabe im international ausgeschriebenen Projektwettbewerb war, einen durchgängigen Rheinuferweg für FussgängerInnen und Velofahrende bis an die Landesgrenze zu konzipieren. Der Weg sollte auf der französischen Seite weitergeführt werden können. Für eine behindertengerechte Erschliessung muss der Höhenunterschied von der Dreirosenbrücke bis zur Rheinpromenade von 9m mit einer Rampe überwunden werden können. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Schnittstelle zum angrenzenden Novartis Campus gelegt. Ausserdem sollen Ausstiegsmöglichkeiten für RheinschwimmerInnen und Unterschlupfmöglichkeiten für Biber geschaffen werden.

Neben den gestalterischen Aufgaben mussten vor Projektrealisierung einige Vorarbeiten erledigt werden. Als Voraussetzung für die Realisierung der Rheinuferpromenade musste der Hafen St. Johann von Gebäuden, Infrastrukturanlagen und Bodenverunreinigungen frei geräumt werden. Zudem mussten die archäologisch relevanten Flächen aus der ehemaligen keltischen Siedlung Basel-Gasfabrik aus der Zeit 70 v. Chr. von der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt vorgängig untersucht werden.

Das Gelände des ehemaligen Hafens St. Johann wurde fast 150 Jahre industriell genutzt. Bis ins Jahr 1906 wurde sowohl vom Gaswerk als auch von der chemischen Industrie Abfälle ans Rheinbord geschüttet. Zudem kam es durch Leckagen zu Belastungen des Untergrundes und des Grundwassers.

Nach dem Rückbau der Hafengebäude wurde der belastete Untergrund teilweise bis zum Grundwasser zehn Meter tief ausgehoben und mit Kiesmaterial wiederverfüllt. Der Rückbau und die Bodensanierung des Geländes erfolgten im Zeitraum von Juli 2010 bis Dezember 2012. Es wurden 140‘000 Tonnen Rückbaumaterial und 240‘000 Tonnen verschmutztes Bodenmaterial entsorgt und durch Kies ersetzt.

Der Umschlag des gesamten Materials konnte aufgrund der vorhandenen Infrastruktur des Hafens sehr nachhaltig erfolgen. 78% aller Materialen wurden per Bahn, 21 % per Schiff und zu 1 % mit Lastwagen transportiert.

Umsetzung
Die Gestaltung der Promenade, des siegreichen Projekts Undine, orientiert sich an der Strömungslehre. Der zufolge entstehen im Fluss dort Turbulenzen, wo Hindernisse wie ein Brückenkopf oder Gebäude am Ufer stehen und den Flusslauf stören. Die über 600 Meter lange Promenade liegt zwischen dem Rhein und dem Novartis Campus. Sie ist zwischen 10 bis 30 Meter breit, muss aber rund 10 Meter Höhendifferenz zwischen dem Rhein und dem Campus Novartis überwinden. Die zur Überbrückung des Höhenunterschiedes notwendigen Mauern nehmen die geschwungene Bewegung der Strömung auf und führen sie in den Wegbereichen weiter. Die integrierten Treppen und Rampen verweben sich mit den Mauern und schaffen Verbindungen zwischen den einzelnen Ebenen. Vertikal angeordnete, gebrochene Kalksteinbänder verkleiden die Betonmauern und verleihen dem Uferabschnitt einen warmen, textilen Ausdruck. Das Fliessen des Wassers findet ihre Fortsetzung in den angrenzenden Mauern.

Im Projekt Undine werden zwei Wegverbindungen realisiert: Der Bermen- und der Promenadenweg. Die wassernahe Ebene bildet der für Basel typische, nicht hochwassersichere Bermenweg. Es handelt sich um einen reinen Spazierweg. Die Nähe zum Wasser wird durch die Lage nur gut einen Meter oberhalb des Mittelwasseres spür- und erlebbar. Treppen zum Rhein erlauben nicht nur den RheinschwimmerInnen ein Aus- und Einsteigen, sondern auch den SpaziergängerInnen das Sitzen am bzw. im Wasser. Der Promenadenweg mit einer Mindestbreite von 4.0 m ist eine wichtige Verbindung zwischen Basel und Frankreich geworden. Neben Fussgängerinnen nutzen Velofahrerende, Skateboarder, Joggerinnen etc. den Weg im Mischverkehr. Der Weg liegt auf einer Höhe von ca. 248.40 m ü. M. und damit rund 0.5 m oberhalb des hundertjährigen Hochwassers. An den beleuchteten, asphaltierten Promenadenweg schliessen gekieste Aufenthaltsnischen mit Bäumen und Sitzbänken an. Sie laden zum Verweilen ein und bilden ökologische Nischen. Im Bereich der Sitzplätze ist die Mauerbrüstung ersetzt durch ein Staketengeländer. Damit wird der Blick über den Rhein auch im Sitzen möglich. Den Sitzplätzen zugeordnet werden Abfallkübel und an ausgewählten Stellen Trinkbrunnen. Für die RheinschwimmerInnen sind an den Ausstiegen Duschen in der Mauer montiert. Unterhalb der Rampe zur Dreirosenbrücke ist ein öffentliches, selbstreinigendes WC installiert. An der Rheinuferpromenade soll mit kleinen Interventionen auf die historische Dimension des Ortes aufmerksam gemacht werden. Vor 2100 Jahren befand sich hier eine Siedlung mit bereits urbanen Zügen - sozusagen die erste Stadt Basel. Mit Fernrohren, die an der Ufermauer angebracht sind, sollen Einblicke in die Zeit der Kelten ermöglicht werden. Die PassantInnen blicken dabei nicht in die Ferne, sondern in die Vergangenheit, die hinter der Promenade verborgen ist. In die Brüstungsmauern integrierte Dichtertafeln im Rahmen des neuen, trinationalen Dichterweges, bereichern kulturell den Weg. Im Eckgebäude von Novartis liegt ein öffentliches Restaurant mit Aussenterrasse und Blick auf den Rhein, ein separates öffentliches WC ist in die Mauer integriert.

Mit dem Rückbau des Hafens St. Johann und der Umgestaltung dieses Abschnitts des Rheinufers bot sich auch die Chance einer ökologischen Aufwertung.

Die Uferböschungen wurden so gestaltet, dass sie einer vielfältigen Tierwelt als Lebensraum dienen können und die standortgerechte Ufervegetation gedeihen kann. Um die Vorkommen des Bibers im Elsass (F), am Hochrhein und an der Ergolz (NW-CH) über den Rhein zu vernetzten, wurden mehrere Ökobuhnen angelegt sowie zwei Biberunterstände gebaut. Die Wechselwirkungen zwischen Fluss- und Grundwasser sollen erhalten bleiben. 

Vorgehen und Projektdaten
Wie für Projekte dieser Grössenordnung üblich, wurde für die Gestaltung des Rheinuferwegs in ein Wettbewerbsverfahren durchgeführt, für das sich 59 Teams beworben hatten. 15 Teams wurden daraufhin zum Projektwettbewerb eingeladen. Auftraggeber waren Novartis Pharma zusammen mit dem Kanton Basel-Stadt.

Vorgehen
Der Kanton Basel-Stadt und die Firma Novartis Pharma AG haben am 20. April 2005 im Zusammenhang mit dem Projekt Neunutzung Hafen St.Johann - Novartis Campus Plus eine Grundsatzvereinbarung über den Erwerb von verschiedenen Grundstücken und die städtebauliche Neuordnung im Umfeld des Novartis Areals St. Johann abgeschlossen. Ein wichtiger Teil der Vereinbarung bildete die Übertragung der Hafenparzellen St. Johann vom Kanton Basel-Stadt an Novartis Pharma AG sowie der Bau einer attraktiven Fussgänger- und Veloverbindung entlang des Rheins vom St. Johann Park bis zur Landesgrenze Frankreich auf öffentlichem Grund. Die Neugestaltung wurde gemäss Vereinbarung in einem kooperativen Planungsverfahren zwischen dem Kanton Basel-Stadt und Novartis Pharma AG durchgeführt.

Gestützt auf diese Vereinbarung haben die Parteien zur Neugestaltung der Rheinuferpromenade zwischen September 2006 und März 2007 gemeinsam einen zweistufigen Projektwettbewerb durchgeführt. Dieser wurde wie in der Grundsatzvereinbarung vorgesehen durch Novartis Pharma AG finanziert und führte zur Auswahl des Projekts "Undine" der Verfasser Hager Landschaftsarchitektur AG Zürich, Durrer Linggi Architekten Zürich, Staubli Kurath & Partner AG Ingenieurbüro Zürich.

Einbezug Stakeholder / Kommunikation
Das Projekt wurde in einer breit abgestützten Arbeitsgruppe erarbeitet unter Einbezug aller Stakeholder (insbesondere auch Anstösser Novartis, französische Partner, etc.).
Über den Fortschritt der Bauarbeiten wurde regelmässig informiert. Auf der Website des Tiefbauamtes waren jederzeit Information zum aktuellen Stand des Projekts abrufbar. Im Frühling 2016 fand die Einweihung mit einem öffentlichen Anlass statt.

Organisation
Auftraggeber: Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt, Novartis Pharma AG
Projektverfasser:
Landschaftsarchitektur: Hager Partner AG, Zürich
Architektur: Durrer Linggi Architekten, Zürich,
Fachplaner: Staubli Kurath Partner AG, Zürich

Zeitraum
Wegen der aufwändigen Sanierungsarbeiten im Hafenareal hatte das Projekt eine lange Realisierungsdauer.

April 2005: Grundsatzvereinbarung
Sept 2006- März 2007: Wettbewerbsverfahren
2008-2014: Planung
2010-2012: Sanierung Hafenareal
2014: Baubeginn
April 2016: Baufertigstellung/ Eröffnung

Zahlen und Kostenrahmen
Fläche: 15.000 m²
Länge der Promenade: 600m
Mauerlänge insgesamt aneinander gereiht: 2km
Ansichtsfläche bearbeitete Mauer: 10`000 m2
Gesamtprojektkosten 27 Mio. CHF

Finanzierung
Der Bau der Rheinuferpromenade geht gemäss Grundsatzvereinbarung zulasten des Kantons und verbleibt auch im Eigentum des Kantons. Die Kosten belaufen sich auf rund CHF 27 Mio. Da es sich bei der Rheinuferpromenade um ein grenzüberschreitendes Vorhaben zu Gunsten der Fussgänger und Velofahrenden handelt, wurde das Vorhaben im Rahmen des Agglomerationsprogramms Basel zur Mitfinanzierung über den Infrastrukturfonds beim Bund eingereicht. Der Bund beteiligte sich am Vorhaben mit einem Beitrag in der Höhe von CHF 4 Mio.