Laax (GR): Fuss- und Radwegbrücke Punt Staderas

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Die Überquerung der Kantonsstrasse am Dorfeingang war gefährlich und unübersichtlich. Die Gemeinde Laax hat deshalb die wichtige Verbindungsachse für den Fuss- und Veloverkehr mit einer 126m langen behindertengerechten Fuss- und Velobrücke für den Alltag und die Freizeit sicher und gestalterisch hochwertig aufgewertet. Die Brücke wurde im Herbst 2015 fertiggestellt.

Ausgangslage
Die Förderung des Fuss- und Veloverkehrs ist eine nachhaltige Massnahme in Tourismusregionen. Fuss- und Wanderwege sowie Bikerouten anbieten zu können, gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Wichtig sind gefahrlose Verbindungen für die Überquerung der Kantonsstrasse. Dabei sind nicht nur touristische Anliegen zu berücksichtigen, sondern auch Schulwege und Pendlerverbindungen. Im Masterplan Langsamverkehr werden alle Wegverbindungen im regionalen Gebiet der Gemeinden Trin, Flims, Laax, Falera und Sagogn aufgezeigt. In diesem Masterplan war die Schliessung der Netzlücke im Bereich Staderas vorgesehen, um ein attraktives Gesamtangebot für die Region zu schaffen.

Projektbeschrieb und Umsetzung
Die Brücke befindet sich an einem Waldrand im Grenzgebiet der Gemeinden Flims und Laax. Hügelige Tannenwälder und das Bergpanorama prägen das Landschaftsbild.

Vom Parkplatz aus führt ein kurzer Weg zum östlichen Brückenwiderlager. Der bestehende Waldweg wurde auf eine Breite von 2.5m ausgebaut. In einem Bogen und leicht steigend tritt die Brücke aus dem Wald hervor und führt die Fussgängerin oder den Velofahrer über die Kantonsstrasse. Dort angekommen, fällt der Weg mit sechs Prozent Steigung wieder ab. Dem Waldrand entlang, geht es weiter über zwei weitere Bögen in Richtung Murschetg. Im Bereich des westlichen Widerlagers mussten rund 2.0m Erdreich aufgeschüttet werden. Dies, damit die behindertengerechte sechs Prozent Steigung eingehalten werden konnte, bzw. die Brücke nicht unnötig viel länger wird. Auf der Aufschüttung wurde ein neuer Kiesweg erstellt.
Die Kurvenradien wurden grosszügig gewählt und können somit von Velofahrern angenehm und flüssig befahren werden. Die asphaltierte Unterlage bildet eine rutschfeste Fahr- und Gehunterlage. Für Zufussgehende, welche der Hauptstrasse entlang und von Laax herkommend die Überführung benutzen wollen, wurde auf der östlichen Strassenseite eine Treppe zur Brücke errichtet. Sie müssen so keinen Umweg über den Parkplatz einschlagen.

Der Tragwerksentwurf basiert auf dem Fügen von gewöhnlichem Tannen- und Lärchenholz aus der Region. Auf die Verwendung von Halbfabrikaten, wurde möglichst verzichtet. Es gehörte zur Philosophie, möglichst viele Produkte und Dienstleistungen aus der Region zu beziehen. Das Holz sollte im heimischen Wald gefällt und von heimischen Unternehmen verbaut werden. Die Wertschöpfung bleibt so in der Region und das Bauwerk vermittelt Identität.

Das Tragwerk besteht aus zwei Lagen mit jeweils vier Balken, welche mit dazwischen liegenden Querhölzern aufeinander gestapelt sind. Die Spannweiten der Brücke richten sich nach der Länge des verfügbaren Schnittholzes. Einzig das Teilstück über der Kantonsstrasse hat eine zu grosse Spannweite. Für diesen Abschnitt wurden deshalb geleimte Brettschichtholzbalken verwendet. Als Fahrbahnunterlage dient eine Brettschichtholzplatte. Sie wird entsprechend der Linienführung rund ausgeschnitten. Der Rohstoff wird ebenfalls vom gemeindeeigenen Forstrevier geliefert.

Abgestützt wird der Längsträger von V-förmigen und aus drei Teilen bestehenden Stützen. Die äusseren Stützenstreben ragen über die Fahrbahn hinaus. Längsträger und Stützen gehen so harmonisch ineinander über und verschmelzen so zur einer Einheit. Die Stützen vermitteln den Eindruck, dem Boden zu entspringen und Richtung Himmel zu wachsen. Ähnlich wie die Fichten im Hintergrund.

Auch die eng angeordneten Geländerpfosten ähneln dem Relief der umgebenden Waldlandschaft. Das Geländer hat einen grossen Einfluss auf das Erscheinungsbild der Brücke. Deren Gestaltung und Ausbildung wurde entsprechend grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Sie ragen bis unterhalb der Längsträger und verweben sich mit den als Witterungsschutz seitlich angebrachten Brettern. Die seitlichen Bretter sind schräg angeordnet und erlauben somit den Blick auf die Tragkonstruktion.

Die neue Punt Staderas setzt sich nicht einfach in einem rechten Winkel über die Strasse hinweg. Sie passt sich vielmehr dem Terrain und der Landschaft an. Sie tritt mit einer sanften, behindertengerechten Steigung aus dem Wald hervor, setzt in einem leichten Schwung über die Strasse hinweg und schmiegt sich in zwei Biegungen an den Waldrand an. Neben den verwendeten Baustoffen, zeigt sich das Natürliche und Organische auch darin, dass die Stützen der Brücke aus dem Boden heraus hervorzuwachsen und aufzublühen scheinen. Das hat konstruktiv den Vorteil, dass dieses sogenannte Sprengwerk die Spannweiten zwischen den Pfeilern reduziert, weil die Lasten nicht mehr bloss auf den Schwerpunkt eines Pfeilers einwirken. Sie bildet eine Symbiose von architektonischem Entwurf und Tragwerk.

Organisation
Bauherrschaft: Gemeinde Laax
Planungsteam: Walter Bieler AG, Ingenieurbüro Spezialität Holzbau, Verantwortlich: Walter Bieler, Ingenieur-Mitarbeit: Camathias SA Holzbau
Mehrschichtplatten:  Schilliger Holz AG
Bauunternehmung: J. Erni AG
Holzlieferung: Gemeinde Laax
Sägerei: Markus Dalbert - Luven
Holzbiegewerk: K. Winkler AG
Gussasphalt: Johler Gussasphalt AG

Zeitraum
Sept. 2013 - Jan. 2014: Projektstudie
Aug. 2014: Kreditsprechung Kanton Auftragvergabe
Dez. 2014: Kreditsprechung Gemeinde Laax
Juni 2015: Baubewilligung
Aug. 2015: Spatenstich
Nov. 2015: Einweihungsfeier

Kostenrahmen
Total Investitionskosten: CHF 960'000