Basel (BS): Tempo 30-Wechselsignal-Strecken

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Der Kanton Basel-Stadt nimmt seit 2013 auf einzelnen verkehrsorientierten Strassen Tempo-30-Strecken in Betrieb, auf denen die reduzierte Höchstgeschwindigkeit nur an bestimmten Tagen und zu bestimmten Tageszeiten gilt. Die Anzeige des reduzierten Tempolimits erfolgt dynamisch mittels LED-Wechselsignalen. Solche Anlagen kommen primär in der Nähe von Primarschulen zum Einsatz, um die Verkehrssicherheit zugunsten der schwächeren Verkehrsteilnehmenden bedarfsgerecht zu erhöhen. Zurzeit bestehen drei Wechselsignal-Strecken, weitere sind in Vorbereitung.

Problemstellung
Die Nutzungskonkurrenz auf verkehrsorientierten Strassen ist in Städten wie Basel gross. Die Bedürfnisse nach erhöhter Verkehrssicherheit können im Umfeld von Bildungs- und Freizeit-einrichtungen, Einkaufsstrassen, Arbeitsplatz-gebieten oder nachts übermässig belasteter Verkehrsachsen zeitlich stark schwanken. Solche Strassen haben heterogene Nutzungsansprüche, die zeitlich nicht gleich gelagert sind (z.B. Schulweg-Zeiten mit erhöhter Anforderung bezüglich dem Schutz der Kinder auf ihrem Schulweg; erhöhte Anforderungen bzgl. Lärmschutz in der Nacht).
Die Reduktion der Geschwindigkeit auf Tempo 30 ist ein Schlüsselkriterium für die Erhöhung der Verkehrssicherheit, die Lärmsanierung oder die Verbesserung der Luftqualität in einzelnen Strassenzügen. Zugleich kann Tempo-30 auf verkehrsorientierten Strassen aber auch mit Risiken verbunden sein (Attraktivitätsverlust bezüglich Sammel- und Kanalisierungsfunktion, ÖV- Fahrzeitverluste). Als Folge davon können sich unerwünschte räumliche Verkehrsverlagerungen ergeben. Der Nutzen von Tempo-30 und dessen mögliche negativen Auswirkungen sind deshalb insbesondere bei permanenten Tempo- 30-Signalisationen gegeneinander abzuwägen.

Lösungsansatz
Eine betriebszeitliche Beschränkung von Tempo-30 hat gegenüber einer permanenten Tempo-30-Signalisation den Vorteil, dass der Nutzen optimiert und die möglichen Risiken auf das notwendige Minimum beschränkt bleiben: Als betriebliche Massnahme kann die temporäre Signalisation Tempo-30 auf bestimmten Abschnitten verkehrsorientierter Strassen einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit leisten und/oder eine Reduktion von Umweltbelastungen bewirken. Temporäre Tempo-30-Regelungen auf verkehrsorientierten Strassen schränken die Hauptfunktion von Strassen nur so weit wie nötig ein.

Zielsetzungen
Bildet die Verkehrssicherheit den Auslöser für eine temporäre Geschwindigkeits-Reduktion, müssen die örtlich zu beschränkenden Abschnitte ein direktes Schutzbedürfnis aufweisen, z.B. weil sich eine Schule in unmittelbarer Nähe befindet und die Strasse von vielen Kindern gequert werden muss. Die temporäre Signalisation soll gut erkennbar, optisch klar, einfach und rasch erfassbar sowie erklärend sein. Zudem soll sie flexibel funktionieren, um die Geschwindigkeitsreduktion auf die benötigte Dauer beschränken zu können. Kommunikations-massnahmen, Vorher/Nachher-Messungen und regelmässige Kontrollen werden vorgenommen für die Akzeptanzbildung und für die langfristige Einhaltung der Geschwindigkeitsbeschränkung.

Massnahmen:
Aufgrund von Abklärunen kamen vorerst 10 Abschnitte für eine temporäre Herabsetzung der Geschwindigkeit in Frage. Entsprechend den bundesrechtlichen Vorgaben wird für jedes Projekt ein Gutachten erstellt, welches die Zweck- und Verhältnismässigkeit einer geplanten Tempo 30-Einführung beurteilt. Da das Pilotprojekt „Gundeldingerrain“ erfolgreich verlief, werden im Kanton Basel-Stadt weitere solche temporären Tempo 30-Abschnitte projektiert und realisiert. Stand April 2017 wurden 2 Abschnitte zur Erhöhung der Schulwegsicherheit und ein Abschnitt zur Erhöhung der Sicherheit und zur Ermöglichung des flächigen Querens an einen Arbeitsplatz-Standort umgesetzt. Weitere Abschnitte sollen folgen. Falls sich auf den umgesetzten Strassenabschnitten Probleme ergeben, werden anstelle eines temporären Tempo-30-Regimes, konventionelle Tempo-30-Signalisationen abgeklärt.

Die Wechselsignale sind grösser als die normalen Signale: Das „30“ Signalbild auf dem Wechselsignal-Gehäuse weist einen Durchmesser von 60 cm auf (Normalformat). Die Akzeptanz des dynamischen Tempo-30-Betriebs wird meistens mittels des Zusatztextes „Schule“ erhöht.

Da mehrere Wechselsignal-Abschnitte realisiert werden, entschied sich das Amt für Mobilität für eine Vernetzungslösung. Es wurde ein zentrales Steuer- und Überwachungssystem eingerichtet, welches die Echtzeit-Information über den Betriebszustand aller Tempo 30-Wechselsignal-Anlagen ermöglicht. Zudem erlaubt dieses System, die Anlagen per Fernzugriff zu programmieren. Die Betriebstage und -zeiten sind im voraus im Steuersystem festgelegt. Die Tempo-30-Betriebszeiten können in Absprache mit den Schulbehörden und der Polizei mit wenig Aufwand im Back-office angepasst werden. Ausserhalb der Tempo 30-Betriebszeiten bleiben die Wechselsignale dunkel, womit die Höchstgeschwindigkeit „generell 50“ gilt.

Organisation
Auftraggeber / Gesamtprojektleitung: Amt für Mobilität BS, Abteilung Verkehrstechnik
Betrieb / Unterhalt inkl. Steuersystem: Amt für Mobilität BS, Abteilung Verkehrssteuerung
weiter Beteiligte: Kantonspolizei, Planungsamt, Amt für Umwelt und Energie
Detailprojekte (Gutachten, Signalisations- und Markierungspläne): Glaser, Saxer und Keller AG
Produktion / Lieferung / Montage Pilot: Signal AG
Produktion / Lieferung / Montage / Steuersystem: Swarco Switzerland GmbH

Zeitraum
2011-2012: Erarbeitung Tempo-30-Konzept für viertes Tempo 30-Umsetzungspaket
Januar 2013: Bewilligung Rahmenkredit CHF 3 Mio für Umsetzung Tempo-30-Konzept / Auftrag zur Prüfung für Tempo-30-Einführung an verkehrs-orientierten Strassen durch Grossen Rat BS
Sommer 2013: Inbetriebnahme Pilotanlage Tempo 30-Wechselsignalstrecke am „Gundeldingerrain“
Oktober 2013: Durchführung der Aktion „Kids & Cops“ im Wechselsignal-Abschnitt Gundeldingerrain;
September 2015: Inbetriebnahme des Tempo-30-Wechselsignalabschnitts Grenzacherstrasse
Frühling 2016: Inbetriebnahme zentrales Steuer- und Überwachungssystem für Tempo-30-Wechselsignale
Oktober 2016: Inbetriebnahme Temp- 30-Wechsel-signalabschnitt Strassburgerallee
April 2017: Nachrüstung Wechselsignalabschnitt Strassburgerallee mit 3 Repeater-Wechselsignalen zur Optimierung der Erkennbarkeit LED-Signalbilder
Mai 2017 - Ende 2017: Umsetzung Wechselsignal-abschnitt Rauracherstrasse (Gemeinde Riehen)

Finanzierung
Die Finanzierung der Tempo-30-Wechselsignal-abschnite erfolgt im Rahmen des 2013 bewilligten Rahmenkredits über CHF 3 Mio. für die Umsetzung von Tempo 30.

Kostenrahmen
Die Kosten für die Signalisation und die bauseitigen Arbeiten pro Wechselsignalabschnitt bewegen sich je nach Ausgestaltung der Abschnitts-Eingänge, der Anzahl Verzweigungen, dem Signalisationsbedarf und der Signal-Aufhängemöglichkeiten zwischen CHF 50‘000 bis 100‘000